der achtzehnte september

20.., 202., das grosse sterben von vielen, vereinnahmt in so vielen tagen, jahren davor. gedichte hatten vorausgesagt, im voraus verdichtet als gesang der wörter. melodien, klänge des vergebens, oder auch: des vergeblichen, kein einhalt. die poesie entlässt ihre kinder, sie verlässt die vielen beim weggehen, nichtmehrseinkönnen. kein einhalt mehr, kein besinnen, kein aufbäumen.

weil ich nicht enden will die vielen, hole ich kleine, sehr kleine blutsauger in mein dreckiges zimmer, ein schreibzimmer, sie breiten sich aus und nehmen besitz. ich begrüße sie und gebe mich anheim, ich lasse meine zunehmende kraftlosigkeit zu, ich lasse zu, dass meine augen besetzt werden, später das gehirn. ich sterbe gern im verein dieser klitzekleinen wesen, die nahrung in mir suchen, ich wünschte, ich könnte sie umarmen wie meinen hund, der so sehr müde ist und sich in meinen armen geborgen weiss.

schreiben wollen

schreiben. dalassen. findbar, unauffindbar. das beisichsein wird vollendet, das geschriebene, ganz gleich auf welchem medium, in einer erde zu vergraben, beisetzen, selbst dann, wenn es gewiss ist, dass dieser text füreinige,fürmanche, für das weltläufige von bedeutung etc. sein könnte, sein mag, mit erfolg bewertet werden würde, mit geld, mit anerkennung, mit deutlichem selbstgefühl etc.

schreiben als dalassen, um es zur verfügung zu stellen, und diese verfügung wird nicht getan. kafka, sein schloss, in der erde eines feldes. moby dick. tagebuch eines schicksallosen. der kurze brief zum langen abschied. salingers fänger. burroughs, williams lunch etc., beigesetzt, geerdet in feldern aus erde, irgendwo, an keinem ort, vergebens. vergeben.

year 2525

das lied in the year 2525 2525 war natürlich nicht eine komposition von marilu. du stirbst nicht, hatte marilus vater gesagt, in der klinik, als er sie besuchte, oder so: als er nach ihr schaute, wie es mit ihr bestellt war; hatte sich an der panzerglastür den kopf mehr als wund gestossen, zum erbarmen, die haare im rot verklebt und sabbernd durch die neuroleptikadusche. seltsam, dass er sang. ein lied, das er zufällig radiomässig und mit falschem sender beiläufig gehört hatte. zweitausendfünfhundertfünfundzwanzig wirst du mich verlassen, redete er in sie hinein, und dann wirst du bei mir sein, er versucht, ihren kopf zu berühren und wehrt es ab. schließlich geht er, sagt den schwestern der klinik, die tür öffnen, damit er hinaus kann, ins äussere seiner welt. die krankenschwestern sehen ihm nach, wie er gerade und betonten schritts zum parklatz geht, einmal nur wischt er seine hände an den hosen, dann der griff zum schlüssel, das wegfahren, wegsein bis zum schluss.

nun, ich weiss durch information, dass marilu die ziffern 2525 in eine kladde von annähernd 200 seiten eingeschrieben hat. unter diversen heften war das das einzige mit dieser zahlenfolge. ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses heft seinerzeit in bernhards müll aufgestöbert habe. ich kann mich nicht erinnern.

taube oder vogel_eins

ferne aufgabe eines fernen lehrgangs in einem weit entfernten institut. kafka ist nicht anwesend. die professoren, lehrgangsleiter sind verbrannt, vulgo in den flammen umgekommen. ein hausmeister, angestellt, nur des lichtes wegen, ist beordert. einige der schreibstudenten sind gekommen und sitzen wie immer, ohne drive, schreiben, aber wozu. der hausmeister digitalisiert auf dem screen. der satz entsteht. das wesen, das nicht sterben will und nicht leben will, soll mit sprache evoziert sein, dass ein mensch nicht sich wenden kann, abwenden, insichnehmen und auswegloses leid erfahren. des weiteren: kein ich in solchem text, keine oberfläche, kein beschreiben, das reine jetzt der ausweglosigkeit, furchtbar und gleichsam furchtbar allein … in diesen und ähnlichen wörtern, gefügt, gezwungen verfügt als ein gebet, wovon man weiss, dass es nichts nützt.

der hausmeister ist erschöpft, er beendet seinen digitalen auftrag, und als der abend kommt, sind sie noch alle da, die schreibstudenten und sie schreiben nichts, weil sie alle erschlagen, getroffen sind, vom mitfühlenmüssen und formulierensollen und sagen und schreiben, was niemals möglich ist, um das verlöschen zu benennen, dingfest machen als ein instrument der gegenwehr.

die akademie, nachgebrannt

ich erinnere mich, wie die männliche taube herumirrte, gurrend und allein, kreise drehend, als ginge es ums werben. regennasse pflaster vor der universität, verkohlte eingangstür. fahrräder wie immer lehnend in gestängen, dunkelheit, eine schwache laterne. taube dann kraftlos, sich hockend, augen schliessen, ich gehe vorbei, ich drehe mich nach ihm um, ich gehe zu ihm, ich nehme ihn mit in meinen vatermantel, so gross, der meinen dünnen körper umhüllt, ich trage den vogel an mir in die mitte der stadt,die menschenleer, gehe durch die passagen, vorbei an beleuchteten schaufenster, ich spüre den sehr lamgsamen herzschlag des getiers, ich setze mich auf eine bank vor dem kaufhaus oder dem hundefrisör, es ist gegen zwei in der nacht, ich bin hungrig und möchte nichts essen. ich werde nach kreienhoop fahren, morgen, in der frühe, die taube wird es nicht schaffen, aber ich werde sie mitnehmen und sie auf ein wasser legen.

marilu als kind

als ein kind. während bernhard in amerika war, fragte ich per brief, ob er informationen hätte, marilu in kinderzeit. dieserzeit wurden telegramme benutzt. stop. schulhefte in hamburger gymnasium. stop. älteste adresse kreienhoop, ferienhaus. stop.

poesie, ihr idioten

man schlage nach, woher die begriffe, die worte, die bezeichnungen. wann gilt, ja gilt … ein wesen als idiot, frage. gleiches, fast, zur poetischen auslassung, d.h. dringlich nicht reflektiertes herauslassen, was eigentlich als unsagbar ist. marilu (man schlage nach in meinen aufzeichnungen) hat dies nahezu erreicht, oder, einwenig verfehlt. die sogen. schizophrenie entlässt ihre bewohner nicht, das schreiben, das entäussernde schreiben geht fehl wie die sonde, herausgelöst aus umlaufbahnen, minimal verfehlend jedwede gestirne im endlosen.

meine zeit als ein strich, der sich fortführt, und dem ich nicht folgen kann

gerade, fortfliessend wie von hand gezogen, über jeden rand hinaus, weiter, ich ihm nicht mehr folgen können, mein ich, das wegzieht, ohne rhytmus, gleichförmig, wie ein strich, den jemand zieht ohne innehalt, fliessend, keine erhebungen, kein schlenker, ich schaue nach mir auf dieser fahrt, bin doch hier und fahre weg. kein abschied, abscheiden. ich bleibe, wo ich bin, im schreibzimmer, ich höre den rhythmisch tropfenden wassern nach, ich ziehe die kleine linie des schlafs zu mir, ich igele mich ein, ich ermüde mich in gebeten für mein krankes getier, ich umarme mich, wenn ich das wegdriften des schlafs erkenne, ich hoffe.

sanierung eines hochhauses

sanierung. insane. einige leute aus verwaltung, aber auch psychologen, kenner und kenntnisreiche, kamen überein, dass die blau-rote kachelung des in den vergangenen uahrzehnten errichteten hochhauses nahezu signifikant mit ursache sein dürften, dass seit cirka 23 Jahren 24 menschen per aufzug ins oberste gefahren und über die stacheldraht gesicherte brüstung, 200 cm, einigermassen blutend und hautverletzt gesprungen sind, unweit der papiercontainer, in welchen ich, der schreiber, teile von marilus notaten herausgefischt habe. die neuzeitliche instandsetzung besteht aktuell darin, die kachelfarben regenbogenmässig zu mischen, noch mehr, die farbgebungen ins äussert nuancierte zu treiben. wer in der jetzigen bauphase hochschaut, empfindet sich von unten, strassenseitig, nicht mehr zurecht.

nun, ich erinnere mich an ein kurzes gespräch mit bernhard. ich kolportiere: marilu hat jedem wesen, egal wie groß, eine mischfarbe gegeben. in einem zableau von corka 200 mal 200 cm war jeder mischfarbe ein lebenwesen zugeordnet, dem sie begegnet war. diese farbzusamenhänge, sagte bernhard, erinnerte ihn an kompositionstechniken aus einer zeit, wo noten, musiknoten als farbmuster zu spielen waren. mich erinnert das an marilus kompositionen, die sie verbal niederschrieb, wie ich schrieb, eigentlich grauenhaft klingende töne und akkorde und tonfolgen, denen ich mich ausgesetzt habe nach ihrem tod, und die ich mir des öfteren anhöre, was heisst anhöre, ich liefere mich diesen klängen aus, die ich sorgsam rekonstruiert ins akkustische übertragen habe. während der sanierung bin ich mit kopfhörer zu diesem hochhaus gegangen, nachts, wenn nur licht der laternen ist und wenig verkehr mit scheinwerfern.

ich werde niemals

ich werde niemals, was heisst, zu keiner zeit, befindung … worte zusammen fügen, wie sie jemals gefügt worden sind. ich verabscheue das gesagte, getane, das vertraut kommende schreiben, die permutierten klänge des sogen. literarischen. ich wäre gerne ein terrorverursachender sprachmörder, vernichtender … den literatursprech eliminierender. wo seid ihr, seelenschreiber, das fehlgehen, das falsche, falsch gesagte riskieren, das scheinbar ungelenke, zu verwerfende.

ihr schreiber

die schreiber nehmen wörter aus dem setzkasten. der setzkasten ist, was die schreiber sich erlesen haben, aus soundsovielen büchern. irgendwann wenn genug und unmäßig sich einverleibt worden ist, wenn übelkeit kommt und die mahnung, sich endlich eigene sprache zu verodnen, wird über der ursuppe des jahrelang gelesenen eine art eigene sprache, der sogen. eigene stil überwölbt. heraus kommt das übliche, getüncht und oft wohlfeil für den markt. das alles hasse ich.

textverlieren

manche texte, die überlebenswichtig erscheinen, können verloren gehen. verloren und gehen. daraus gibt es schmerzen, die man mit niemandem teilen kann. dann schreib halt was anderes, sagen manche, im falschen trost wo kein trost platz hat. gestern habe ich geschrieben, und das geschriebene war vollendet eins mit meinem zustand, hernach löschte ich versehentlich, weil betäubt, wie stets. das richtig geschriebene ist … nun, wie ein stück fleisch, das herausgerissen wird und verloren geht, irgendwo unerreichbar liegen wird und sichzersetzen wird, unauffindbar, im bild geblieben: vielleicht verdaut von irgendwelchen prozessen, als erde werdend, schliesslich staub. textverlorenes als irgendein staub, den ich, vielleicht jahre später, mit meinen schuhen kurz betrete, sommers aufwirbelnd, ungeachtet, weitergehend, nicht mehr die spur meines schreibens, auch kein trauern mehr, weil vergessen. wenn ich rückschaue, zähle ich ungefähr zehn, zwölf texte, die mir unwiederbringlich verloren gingen, ihre wundervollen fügungen, rhytmen, seltsamen aussagen, die, beim verfassen, mich glücklich machten.

wie sie mich ansehen

die kleinen gestalten. augenschläge als fragen, wenn fragen möglich wäre. tust du mir gut oder schlecht? muss ich mich fürchten, sollte ich fliehen? ich gehe vorbei, sorgsam, um angst nicht zu erzeugen, trippelnd auf dem gras, nicht zu schnell, wie vorübergehend. mein gedanke ist, dass ich dich liebe, und ich spreche ihn nicht aus. ein moment von einssein mit dem gefleuch, den kleinen wesen in meinem garten. wäre es immer so in mir drinnen, müsste ich mich nicht betäuben.

the year 2525, 3535 etc.

to be still alive, no muscles, kein fleisch, only brain, gehirne in nährlösungen, alles mit allem verbunden, die wabernde masse der zellen, wieviele stufen noch zum alleineinzigen sein, dann, alles, alle in einem ganzen, sehr klein, so klein, dass es winziger nicht möglich ist. hernach, wenn zeit noch ist, kommt ein gott und nimmt das winzigste dasein in sich … auf. als eine mahlzeit so nebenher, ein kleiner, geringfügiger appetit.

ihr lieben, das ist der grund, warum ich nicht sterben will, nicht ins grausame kalte gehen, ins unendlich untröstliche im unendlich und kalten all, das alles ist und nimmt und ausspeit, ohne zeit. seht, sagt ein gott, ich nehme alles in mich auf, mein dunkler schlund, mein verkehr mit mir selbst, mein grausamsein, mein lieben, mein zerstören, meine schmerzen, die ich seit ewigkeit verstreue, mal hier und dort, wie es sich ergibt. ich bin kein gott, ich bin eine chemischphysikalische substanz, immerdar, immer gewesen, ohne ort, zeit, ohne rechenleistung. ich kann, sagt dieser gott, mich nicht wegnehmen, jeder tod ist mir nicht möglich. darum werde ich immer und ewiglich bei euch sein, kein guter hirte, nur ein regulanz der elend ewiglichen prozesse, die ablaufen, wie sie immer abgelaufen sind. es ist kein ende da.

das ist eine notiz von marilu, aus dem mülleimer von bernhard, an der strasse mit dem buntgekachelten hochhaus in meiner verhassten stadt, herausgerissen vom sturm, der im nahegelegenen park etliche äste zerbrach, und als ich, trunken, herumspazierte und ziellos in mülleimern grapschte, vielleicht. oder es ist eine notiz, die marilu aus dem oberen fenster ihres elternhauses hinauswarf als eine nachricht für „alle und keinen“, und ich, wartend auf ihre silhouette, zufällig vorbeigehend, auflas und einsteckte und im innern des anoracks vergass. es kann auch sein, dass die frau der schnellreinigung mir den verbleichten zettel ausgehändigt hat, mit der mahnung, bitte nur vollkommen leere kleidung zu übergeben. wann ist das gewesen? ich bin jetzt zehn jahre nicht mehr in der stadt, ich wohne in den bergen, vielleicht hundert kilometer entfernt vom fels, seinem abgrund, wo marilus vater gefunden worden ist. man schlage nach in meinen aufzeichnungen, damit die zusammenhänge erkennbar werden.

ich glaube, ich vermute … marilu hätte derart geschrieben wie eingangs notiert. ich habe sie … in mich hineingenommen, vielleicht derart so sehr vereinnahmt, weil sie mich weder mögen, lieben etc. wollte, wollte, ich war vielleicht ein abstossungspotential … um sich aus den vielen verstarrungen zeitweilig freimachen zu können, halbwegs sich verständlich machend …. ich habe dieses seltsame beziehungsgeflecht gepflegt wie atmen, das unablässig seinen impulsen folgt. ich denke, der anfangstext ist ein nahezu perfekt nachgeahmter output, nahezu unverwechselbar zu ihren wenigen, auf papier geschriebenen notaten. das auflesen sturmgerissener notate, die szene in der schnellreinigung … vielleicht von mir erfunden, im betrunkenen zustand und später sich schämend, diese filter eingebaut zu haben. nun, wie stets und wie immer wird mir niemand folgen können, und ich habe es geschafft, dass leser wo auch immer mich tatsächlich nicht beeinträchtigen können, wie und was ich hier darlege. ich habe es also nach so vieler zeit geschafft, zu schreiben, während jemand mir beim schreiben über die schulter schaut. es macht mir nichts mehr aus.

paarweise

was ich nicht wusste, ist, dass bernhard und marilu, wie sagt man, ein paar gewesen sind. was ich weiss, ist, dass marilu niemals als sich gepaart hat zurechtfinden, vulgo fühlen mögen, können etc. what for? was also sollte das gewesen sein. bernhard, jetzt tot. nachrichten, notate aus dem müll (man schlage nach in meinen aufzeichnungen) habe ich, soweit möglich, herausgefischt und nichts entdeckt. es war ein sogen. obdachloser, den ich vor einiger zeit in der city traf, und wie es so ist, erkennen einige der sich wegtrinkenden obdachlose sehr genau, wer ihnen entgegenkommt. hey, hi, du, hallo etc. ja, sagte ich, ey, sagte er, du bist doch. ja, sagte ich und sagte, ich hätte bernhard einige male besucht etc. ja ja. das duschen war das beste, sagte er, die klamotten, bernhard hat immer das richtige rausgefischt aus dem ganzen mist, gute sachen und schön sauber. und so ging es weiter in der vergangenheit, bis wir auf marilu kamen, und er sagte, sie wären, der bernhard und sie, zusammen gewesen, weiss ich nicht, aber verheiratet, auf dem standesamt. standesamt, wiederholte ich. ja, standesamt. weil ich marilu kannte bis in die letzte faser ihres daseins, hat mich diese info nicht verwirrt. marilu hatte mit bernhard nichts zu schaffen, sie war ihm einige male begegnet, vielleicht war sie zuschauerin, wie er , vollkommen in seiner art, die sogen. obdachlosen …. behandelte, als . . vielleicht als seien sie … in ihm, als wärs ein stück von seinem seltsamen selbst, egal. diese art muss für marilu als wohlwollend, wohltuend empfunden worden sein, wie eine menschenmedizin, und bessser und genauer, als diese medizinen, die man schizophrenen meint, eingeben zu sollen. der vollzug einer geborgenheit, faktisch, amtlich, unwiederbringlich ohne scheidungspotenzial. okay, sagte ich, ich habe mich gefreut, sagte ich, dich wiederzusehen. übrigens, sagte ich überflüssigerweise, NN arbeitet nicht mehr bei euch. ich bin da nicht mehr, sagte er, habe eine betreute wohnung auf der anderen seite, seit drei monaten. okay, sagte ich und wollte nichts weiter mehr sagen, das reden, sagen war schal geworden.

the change, überwechseln

Gestern getraeumt gedacht, gedachtes zu einem traum ver/formen, das ist alles, kein trick, keine falschspielerei, den stream of consciousness sich abreissen lassen. Dasitzen, am schreibgeraet, wahrnehmen, dass heute, 23 stunden spaeter, nach temperaturabfall von xxgrad … Kein tier laut geben mag, vom regenfallen weggetrieben in aeste, hoehlen, furchen, nester, baumhoehen, ferne strassen, wege, die niemand jetzt geht.

damals, als ich

alleine in einem waldgrund lag, wenig zeit nur vor dem dunkeln. vorsommer und letzter singsang einer nachtigall, vielleicht. die letzte strophe, hinzu die leisernden rufe, botschaften anderer gefiederter wie zum abschluss und obwohl fern auf mich zukommend, mein gemüt ummantelnd, und dann keine töne mehr. ich hatte mich nackt mit einwenig laub, gehölz etc. zugedeckt. dann, in der stille, wurde mir ein wenig kalt. ich scharrte beidarmig und in rückenlage, wie tiere es vielleicht machen, trockenes waldgezeug auf mich, der fern und leise röhrende hirsch. in dieser nacht wurde es sehr kalt, morgens war ich mit altem gehölz, flechten, gerissenem moos etc. löchrig bedeckt und nicht verfroren. ich stehe auf. ich kleide mich an. ich stolpere durch die waldgewächse in ungefährer richtung zu meinem haus.

bernhard_nachtrag eins oder auch zwei

er hat seine leute in dieser kaserne von obdach und obdachfehlen … „durchaus “ versorgt; sehr bald nach seiner anstellung hat er ungeachtet jedes beobachtenwerdens, das fahrrad abstellend, das hörgerät abziehend und so ganz in stille die ihm zugeordneten leute versogt. er hat sie gekleidet, gewaschen, geduscht, zur ordung des hauses gerufen, natürlich ungeachtet jedweder äusserungen der schutzbefohlenen … hat er die von ihm zu verantwortende fürsorge ausgeübt. der protest der ihm anvertrauten war, wie man so sagt, sehr bald vorbei. seine leute genossen sehr bald die kommunikationslose versorgung ihrer elend kleinen bedürfnisse. sie wehrten sich, sie protestierten in ihrer art gegen seine entlassung nach der sogenannten probezeit. mit erfolg. nur in den gruppensitzungen, teammeetings, gab er dem drängen nach und hörte/zu, was zu planen, verändern, verbessern etc. sei. der kompromiss war, dass er hörend anwesend war. noch während der schlussworte des leiters entfernte er sein hörgerät, ging mit allen hinaus, gegen drei am nachmittag. noch eine stunde bis zu seinem feierabend im buntgekachelten hochhaus, das von selbsttötenden springern in zehn jahren mindestens sechs mal benutzt worden ist. das ist ein element von lebensführung, die ich nicht habe, und die ich sehr gerne in mir, als einfache regung spüren möchte. ich merke aber immer mehr, dies nicht können zu werden.

wenn ich nichts schreiben kann

obwohl (ob-wohl) ich meine, fühlen zu glaube, wünsche, schreiben zu wollen. und jetzt? jetzt. now. ich habe nichts mitzuteilen. mit-zu-teilen. teilen. to share. rhytmen drängen sich auf, ohne wörter. syntaxe, klänge. ich kann sie nicht übernehmen. wie patronenhülsen ohne befüllung. die beschreibung bleibt. so weit weg, so entfernt von dem dringend zu sagen habenden, das mir verborgen scheint und auch ist, zurecht.

dann nehme ich mein kaltes herz/gemüt und knete es zur müdigkeit.

mario_zwei

mario wirtz war mein ferner freund, er war, wie man es sagt, homosexuell und ich war, wie es manchmal auch sein kann, nicht derart sexuell am leben, im leben, wie man es so gern aussagen mag. ich begehre zuweilen frauen … zuweilen, wenn sie dem entsprechen, was eine begierde mir vorgibt, haben, sich einverleiben zu wünschen, zu wollen. anyway. ich meine, ich habe subtil genug geschrieben. ja, ich habe ihn geliebt. was habe ich an ihm geliebt, wenn es nicht sein körper war, oder ich mich auch nicht gesehnt habe, mit einem kuss brüderlichkeit zu vollziehen. mario hatte in den frühen 80ern … er hatte sich an der aquir. immun. def. symdrom. aids genannten krankheit … infiziert, damals schien es ohne hoffnung, davon geheilt zu werden, eines seiner ersten bücher, im aufbauverlag gedruckt und mit fördergeldern der berliner kulturabteilung … es ist spät, ich kann nicht atmen, ist der titel. in dieser zeit haben wir uns geschrieben, ich begann, eine musik für uns beide zu schreiben, umd als diese komposition immer neuer, dringlicher, hoffnungsloser und ewigkeitssptechend wurde, immer verbundener, weil ich mich seltsam verbunden fühlte mit ihm /und seinem kampf gegen sterben durch aidsinduzierte lungen-, herzenttündungen, hautzerstörungen etc. .. ich mich gleichen kampfes gegen mein heterosexuell definiertes leben zu wähnen glaubte. anyway. egal. es ist schwer, mit und trotz droge zu schreiben ….

ich bin betäubt. ich sandte ihm die immer besser, immer mehr herzzereissende und melancholisch siegessichernd klingende komposition, und jede neue fassung beaamtwortete er mit der ehrlichkeit und schönen sprache, die er liebte. als meine komposition die ewigkeit, d.h. sich einverstanden und vollkommen in diesen dreieinhalobminuten klängen vollommen eins zu spüren, sich anzunähern …

schrieb er, xxx, wohin soll das führen? ein schwuler, ein heterosexueller, der die frau so sehr in sich nehmen möchte, für immer, in ewigkeit amen. wohin, fragte mario, soll das führen … hab acht, mein ferner freund, du verlieret dich um meinetwillen, wiewohl du meinen willen wirklich nicht willst. du bist mir fern, und ich liebe dich in meiner ferne, ich weiss, bleib wo du bist, deine musik ist unendlich schön, sie wird mich manchmal begleiten, nicht immer, ab und zu, und wenn mein freund mich in rügen beerdigen wird, fünfzehn jahre später, wird er diese musik nicht abspielen können, weil er sie nicht kennt und nicht weiss, dass wir uns auf diese weise gern gehabt haben imd uns in einem medium, wie musik es ist, vereinigt haben. kch danke dir, mein freund, sagen wir, viele jahre danach. vielleicht fahre ich auf die insel, ich glaube aber, da beste wird sein, in grösseren zeitabständen diese musik zu hören, sie ruft alles hervor, wir es geschehen ist. ein wunderbarer gemeinsamer lebenstod.

nun, ich lasse das hier geschreibselte ohne weitere korrektur, ein grund hierfür ist das wegdämmern, der zweite grund: die ungeschlacht sich zeigende sprache ist ein unscharfes bild für die holpernde … qualität einer kleinen bezogenheit zwischen mir und diesem fernen mann. der gedichte liebte und sich sicher war, nach seinem tod weiter zu schreiben.

sehen sie hierzu den kleinen film von rosa von praunheim über mario wirtz, tage vor seinem tod.

minus_mann/zwei

heinz sobota. „nein“, sagt der antiquarische händler in der seitenstrasse meiner verhassten stadt, „ist nicht mehr zu bekommen.“ ich sage, vor zwanzig jahren lag es in ihrem schaufenster. „kann mich nicht erinnern“, antwortet der mann, ich langweile ihn. er setzt sich und liest. draussen ist kalt, regen fällt in einem perfekten rhythmus, ich weiss, wenn ich jetzt gehe, werde ich zuerst den rinnstein ansehen, wo wasser fliesst, ich weiss, dass ich den linken fuss in das rinnsal tauchen und den rechten auf dem bordstein, wie ein kind, und während ich gehe, zu dem nothalt des busses, der in einigen minuten anhalten wird, wenn ich zur zeit dagestanden sein werde. werde ich als alter mann einsteigen, ohne fantasien von kreativität, schicksal, ohne impulse, aus irgendetwas etwas machen zu können. als ich damals nach diesem buch fragte, war alles anders. der händler holte es heraus, ich blätterte herum, obwohl ich es gelesen hatte und in meinem regal. ich erinnere, dass er, nachdem er mir das buch gegeben hatte, an seinen tisch ging, sich setzte, und weiter las und registrierte, wie ich das buch auf irgendeinem stapel liegenliess und ich mit nachtgruss mich entfernte, im regen, draussen. mein gehirn ummantelt wie mit watte, die fahrt nachhause in trance. beruhigt ein wenig durch die tropfen auf der busfensterscheibe, an die zu pressen ich gewohnt bin seit kinderzeit, wenn es nachhause ging mit mutter und einkäufen zu sonderpreisen, die nur ein einziges mal in dieser stadt feilgeboten wurden, damit man kauft und neu ausgestattet nachhause kommt, um sich schlafen zu legen, um besser aufzuwachen als wie immer, wenn die tage sind, wie sie fast immer sind.

das ist ein sehr ungelenker text. er hat seine berechtigung, wie jeder text, der zu schreiben sich nicht abwehren lässt. sorry. manches geschreibsel lässt sich nicht gängeln. es tut mir leid.

ich weiß

sagt marilu, meine tote freundin, die mich nicht mochte, dass ich (gedehnt gesprochen) sterben kann. sie sagt lauthals, in einem supermarkt, nachdem eine mikrophonansage an einen bediensteten verklungen ist, laut und für jeden, der einkäufe auch nutzt, um zu vergessen, ich kann sterben. das können, die eigenschaft, die energie, das wollen und die lust. ich habe geantwortet, das mag sein, das kann sein, am regal mit schreibutensilien bleibt sie und reisst fast alle buntstifte heraus, mit zweien geht sie zur kasse, die abrechnung allen ansichgenommenen, was, so ist sie, man sein lebtag ansichgenommen hat ohne, was gefordert zu sein scheint, gegenleistung zu tun. schuld also, sich schuldig spüren vom beginn des spürens, ich und schuldig zu sein. dann nahm ich sie mit beiden armen, mehr oder weniger harsch und lotste sie vorbei, ließ einen geldschein heraus und hinlegen, fahrig, wirr, unter beobachtung und zwang, sich zu benehmen und mit meiner ungelenkigkeit die sache zu erklären. ich fahr dich nachhause, hörte ich mich reden, wieweil marlilu zwei buntstifte in beiden händen ummantelte wie wesen, die schutz und brauchbarkeit brauchen, um da zu sein. natürlich habe ich nichts begriffen. wir alle kennen die situationen, wenn wir deckelnd eingreifen, um das nackte schonungslose zu kaschieren, als sei es ein kleines fehlgehen. ich streiche ihr über das strähnige fettige haar, und, wie selten, grunzt sie was ich als zeichen nehme, dass es ihr guttut. es ist sommer, der laue regen, der geruch der trockenen erde, die feucht wird, vogelrufe, die am späten nachmittag kommen, das haus ihrer eltern, wohin sie gehen wird, wie immer. ich bin erschöpft.

ich glaube

ich glaube daran, dass niemand weiss, was ist. wie sagt man: was wirklich ist. wirklich. wir gehen mit unwirtlichen überzeugungen über land, und niemand hat je jemanden überzeugen können, das andere zu übernehmen, wie ein neues ich, in dem alle welt ganz anders ist wie gewohnt, wie bewohnt. keine sprache, literatur holt uns heraus aus unseren ichgefängnissen, die musik, zu klein geratene seelenkunst, transfomiert in der kleinen zeit, wo sie verlischt, in eine kleine auflösung der härenenen grenzen und wir sagen, wir lieben die musik. und wir verlassen ihre gutgemeinte erlösung, sobald sie zu ende klingt. oder so: ich werde niemals jemamden überzeugen, der blau als sein innerstes fühlt, sich dem bläuchlichen anzunähern, ganz gleich, wie ich rede, schreibe, schreie und fürsorglich mich gebe. über die zeugung eines standpunkts, glaubens ist nichts auszurichten, die erfahrung, nicht wirklich dazusein, ist nicht zu korrigieren. es gibt keine diskurse, es gibt keinen austausch, der austausch bewirkt. es bleibt bei unzähligen positiosen, die, so lange leben ist, unvereinbar sind. darum hoffen wir auf den tod. darum wünschen wir uns das ende. weil wir zusammensein wollen. ohne sprache, ohne mittel, ohne substanz.

wir sind hier

wir sind. sind. s.i.n.d. wenn wir tatsächlich bei uns sind, sich erfolglos wünschen, glauben, sehnen danach … schreiben wir ums verrecken, und manches mal kommen wörter, sich fügen zu ewiggültigen sätzen, sprache, die in klitzekleinen momenten trost zu versprechen scheint. das ist literatur, liter, der anschein, als würde text den grausamunendlichen himmel streifen und keine angst erzeugen. ja, ich habe angst vor dem mond, den gestirnen, den fernen leuchtpunkten, die man der unendlichkeit zuschreibt. manchmal hilft gegen meine angst, dass ich schreibe, wie hier, wenn ich den kampf aufnehme, kein gehör finden zu wollen, nur schreiben, konstatieren, jenseits aller bewertungen einer bewertenden welt, nur so, einfach nur so, damit sprache, meine sprache mich trösten könnte, als wäre ich vater, mutter, kind in einem. wir.

als ich in einer kleinstadt urlaubte

ich hatte einen drang, wegzukommen aus dem gewohnten, dem tagaustagein, wohlwissend, dass ortsveränderungen, mathematisch bewertet, keine änderung des sichfühlens bewirken können. ohne zielvorstellung kam ich, mit einem alten wohnmobil, in xy an, richtete mich auf üblichem platz ein, betäubte mich, und ich erwartete den morgen, nicht ohne die möglichkeit zu denken, ich könnte durch die betäubungssubstanzen nicht mehr am leben sein. ich nahm das, wie man sagt, in kauf. am morgen in der fremden umgebung dieser kleinstadt, die ich noch nie auf sogen. landkarten mit fingern befahren hatte … fühlte ich mich fremd, das heisst, ich spürte mein gewohntes gefühl zu mir nur noch undeutlich und entfernt. zum frühstück startete ich die gasheizung, dann den gasbekochten kaffee, röstete das vortags gebackene brot über der gasflamme und bestrich es mit diversen zutaten aus dem gasbetriebenen kühlschrank, und ich merkte, dass ich drauf und dran war, mich als den, den ich in mir kenne, nicht mehr deutlich erkennen kann. ich hatte aber keine angst. als ich aus dem wohnmobil hinauskomme, ist es zehn oder elf des morgens, und ich gehe richrtungslos in die kleinstadt mit ihrem pittoresken kern, der, unvertraut und heillos ohne ichgefühl, ein zusichkommen verspricht. nichts nehme ich wahr, wie sonst, wenn ich geborgen bin im gewohnten, tagtäglichen, alles ist anders, entfernt, grausam allein. nachdem ich viele stunden in dieser schönen kleinstadt , verschont von zertsörung, herumgelaufen bin, komme ich des späten nachmittags an einen turm, dortobens an den zinnen ein mensch sitzt, ohne laut, er wirft beschriebene papiers hinunter, und ich bin müde, mich zu beugen, aufzulesen, welche mitteilung er tun möchte, was zu sagen dringlich ist, was er tun wird, wenn seine papiere nach unten gesegelt sein werden etc.

tags drauf und vielleicht etwas später richte ich mein wohnmobil zur weiterfahrt, später erkenne ich, dass ich die richtung zu meinem gewohnten zuhause eingeschlagen habe und ich wehre mich nicht dagegen. aber ich fahre abwesend, ohne die strassen wahrzunehmen, zurück, ich habe kein gefühl zu mir, ich mache alles mechanisch, auch ohne vorfreude auf gewohntes, auf vertraute landschaft etc. später injiziere ich das zeug, das mich sofort einschlafen lässt. worum geht es? ums schreiben, ihr lieben. der turmmensch ist ein schreiber, und er hat mich nicht erreicht. ich bin müde und verdrossen, anderer leben anzusehen. wir schreiber schreiben nämlich nur für uns, uns zu umkreisen, einen ort zu finden.

übertrösten

wenn schlimmes, furchtbares, fürchterliches, grausam betreffend, das sein beenden scheinendes, alles, wovon man glaubt, dass es zum weiter leben notwendig zu sein hat, abhanden kommt, in diesem kleinen moment gibt es keinen trost von irgendwoher, später dann erscheinen tröstungen, von tieren, die man liebt, von nachbarn, von polizisten, sanitätern und ärzten, die aus dem schlaf beordert werden, oder menschen, die glauben, beizustehen, herbeikommen zu müssen, damit der letzte rest von lebenswillen einzufangen ist. damit es weiter geht im leben. draußen, im nebel einer zufälligen nacht, klingt der jägerschuss zum getier im wald, der kleine moment, wo es fällt, ist der nichttrost. kein wind, regen, kein dunkeln stehtbei. wenn ich hinauseile zum sterben, die zuckungen am hals liebkosend, wie sinnlos das verenden trösten wollend, reden, sprechend, der trost, der sich nicht einstellt. es bleibt nur die betäubung. ich injiziere eine substanz, die mich neben,ganz nah, zu dem wesen niedersinken lässt, und im falschen gefühl, das sterben zu trösten, schlafe ich ein.

schöne wörter_zwei

als mein nachbar, ein spezialist von xy, vor wenigen tagen ernsthaft (ernsthaft, wie man sagt) erkrankte – er ließ offen, was und warum – kam er vorbei, wie oft, wenn er seinen hund ausführt und klingelt und klopft, ob bei mir alles in ordnung ist …und diesesmal bat ich ihn herein, und warum ich ihn in mein kompositionszimmer leitete, den grund weiß ich nicht. als spezialist von xy nimmt er nur diverse xy-varianten wahr, auch hier, im musikzimmer, hat er meine diversen instrumente, lautsprecher, computer etc. nicht wahrgenommen, so, als wäre er in einem klinisch-konzipierten raum. weil er ein hilfsbereiter, nicht nein sagen könnender nachbar ist, der auch zu nachtzeit wie ein nottuender dienstmann sich gerufen zu meinen glaubt, und als ich spürte, dass er sich in meinem ästhetisch gerierenden ambiente zu langweilen begann, weil fremd und nicht zuhause im gewohnten, begann ich über sogenannte algorhitmen zu reden, und er merkte auf. ich sagte, ich nehme einmal an, sagte ich zu ihm, dass du mit, nun, literatur nicht viel am hut hast. daraufhin zeigte er keine reaktion, was mich nicht hinderte, fortzufahren. ich sagte, ich fragte, ob er eine technik entwickeln könnte, ein digitales programm, eine anwendung, die aus meinen gesamten schreibseln … schreibereien … diejenigen worte herauslösen sollen, die grundgütig als schön gelten. natürlich bat er mich um eine definition. nun, weil ich nicht weiß, was tatsächlich schöne worte sind, und ich in den wandfüllenden kladden vollkommen den überblick verloren habe, was ich seit jahren herunterschreibe, gab ich mir einen ruck, alles ihm zu überlassen. du hast ja jetzt viel zeit, sagte ich, tu mir den gefallen, und lies einmal querbeet, und was dir schön vorkommt, in irgendeiner weise, oder treffend, das heißt, wo du plötzlich mitschwingst und dich … bei einem wort, zuhause fühlst, überhaupt, etwas fühlst, dann halte es fest. vielleicht, sagte ich, geschieht das, sagen wir, zwanzig, fünfzig mal, was meiner meinung ausreicht, daraus eine gesetzesmässigkeit abzuleiten um ein programm zu programmieren. ich sagte, und weil du ja zeit hast, kannst du jederzeit in meinem konvolut der schreibereien wühlen, am besten, ich gebe dir den schlüssel zum haus, so dass du jederzeit lesen kannst, ungestört.

er brauchte längere tage, um sich damit zurechtzufinden. mittlerweile ist es so, dass er, unregelmässig aber stetig, ohne klingeln oder klopfen an der fensterscheibe, in mein haus geht und die treppe hoch in mein künstlerzimmer. manchmal kommt er zwei wochen nicht. es ist mir gleich. ich weiss auch nicht, was er tut. ob er das macht, was ich ihm als meinen wunsch mitgeteilt habe. ich sorge nur, dass er in diesem winter dort oben nicht friert. die zwischenergebisse, die wir rauchend in augenschein nehmen, finde ich nicht falsch, das heißt, ich habe einige schönheiten, die ich nicht, bisher jedenfalls nicht, als schön empfunden, als schön, das heißt, genau den moment und das zugehörende fühlen und mitfühlen machen … schreiben … gesehen. ob er daraus ein programm schreiben könne? warum, fragte er. weil ich, sagte ich, weil ich es müde bin, falsch zu schreiben. ich möchte, will nur noch worte nehmen, die (und ich benutzte seine sprache) jeden parameter des mitteilens innehaben: genauigkeit, klang, jetztfühlen, transformation zum lesenden, eins zu eins etc.

er sagt, er brauche zeit. ich lasse ihn in ruhe.

die schönen wörter

alle tun schön. verklebungen vor der einen leere und der anderen. solange man schreibt, tötet man sich nicht. hinter dem schöntun der wörter, geschrieben, gedacht, im kopf ablaufend …. ist eine milchwand, und man ist mehr oder weniger getrieben, sie mit kopf, dem haus des hirns, hindurchzugleiten, weil erlösung sich verspricht. mit scheinbar letzten gedanken, faserig scheinenden worten, die zum hindurchgehen kaum taugen. mitsichsprechen zerbröselt, und so zerfällt die letzte gegenwehr, doch noch das dasein zu wünschen. ich rede nicht mehr, in mir, ausser mir, wenn ich alles darangebe. ich denke sowenig, wie ich denken werde, wenn ich nicht mehr da sein werde.

wesen im heiligen stroh

wesen im stroh zittern nicht nestwärme um zweiundzwanziguhrvierundzwanzig was ist heilig was ist stroh, sommers, wintertagend, geerntet, in scheuergefahren, im dunkeln, vielleicht bei regen, stroh zum betten wenn die diebe kommen, winters nichts finden und sich legen, sich gemein machen mit ruhenden wesen, als würde kein tag mehr kommen, warum auch. ein mond ist nicht in sicht. der wind, ausgemacht vom nordpol weht hinein, man spricht von gefühlter kälte. es ist kalt. die diebischen tiere erlahmen im beutegreifen und legen sich. der frost ummantelt gefieder, fell, haut, klauen etc. wenn ich aufhorche, höre ich die filmmusik unterhaltsamer filme des nachbarn. in fünfzehn minuten wird er schlafen gehen, mein weckruf, mich beiseite zu legen.

in einem italienischen haus

fensterlos, umrandet mit ginster, der nicht gedeiht. der, der ihn gepflanzt hat, ist älter geworden, 74 jahre, 76, achtzig. er scheut sich, das welke zeug zu kappen, winters geht er hin und schüttelt, wenn schnee fällt, zunächst selten, dann immer mehr und jedes jahr mehr des schnees, den schnee von den restlichen blättchen, die mit dem schnee dann abfallen. wenn gedichte, poemes, abfallen. oder: für dies oder jenes, jenen, fällt manchmal etwas ab, wovon dieses oder jenes oder jener, jene, sich nähren kann, zum besipiel der hund, für den nach einer menschenmahlzeit etwas von essen abfällt und er, der hund, es nimmt, als sei es, wie immer, die nahrung, die man ihm sorgsam zuteilt. blätter von ginster gibt es nicht. gelbe blüten im mai, juni, manchmal in warmen novembertagen. im haus ohne fenster, ohne sonnenschein, unter leselampen, können ersehnte blüten, die sich nicht einstellen, schnee und dörre … den impuls erzeugen, ein gedicht zu papier zu bringen, im finstern, wo die schreibhand nicht sieht, wo sie schreibt. das ist meine umschreibung für poesie, den seltsamen urgründen vom sagen, entfernt jeder begutachtung, jeder einordnung, einstufung von qualität. wenn dann der ginster nicht mehr ist, letzte zeichen seines dagewesenseins von kommenden sommern eliminiert wurden, oder wintern, die ohne vorwarnung hineinstürzen in mildbewohnte länder, wurzelreste, löcher, von nagetieren ausgehoben etc., sitzt der dichter über seinen poetischen papieren und wirft sie in den lichtscheinenden herd, der dann wärmt, wenn schnee, seltsam unerwartet, sich einstellt, die kurze flamme aus papier, wie poemes, die kurz aufscheinen und sich sehr bald vergessen machen.

kertesz und seine beerdigung

es gab keine information, wann und wie imre kertesz beerdigt worden ist. sage ich es einmal so, der nobelpreisträger ist ohne preisung seiner einerdung, einer treffenden notiz in kulturell sich gebenden nachrichten … zu grabe getragen worden. ich habe seine frau nicht fragen können. jede nachforschung zu diesem tag ist ohne ergebnis. in einigen berliner gastronomien, die das paar zuweilen aufsuchte, fragte ich, und leute hinter den tresen oder bemühte kellner gaben sich ratlos. an einem samstag fuhr ich mit der bahn nach ungarn, ohne irgendetwas geplant zu haben. ich hatte, als reiseführer, nur den unabdingbaren wunsch, sein grab zu finden. ich mache es kurz, es gibt kein grab zu ihm, weder in ungarn noch sonstwo. imre, den ich zweilmal, man schlage nach in den aufzeichnungen, angerufen habe, lässt sich todesfern nicht auffinden. nach hause zurückgekehrt, habe ich all seine texte untersucht, ob sie hinweise enthalten, wie mit seinem toten körper umzugehen sei. im roman des schicksallosen gibt es drei sätze, die den verbleib des für immer totseins umschreiben. es ist die seite 265, in der Mitte eines taschenbuches auf annähernd din a 5 format, wer dem folgen will, schlage nach in seinen aufzeichnungen, die ihn vom dauernsterben zu lebzeit nicht erlösen konnten. meine komposition, die hier zu hören sein müsste, lässt sich leider nicht in diesen blog transferieren, natürlich nicht.

wir haben uns zusammengesetzt

wie es so ist, wenn man sich einfindet, sich setzen, kaffee bestellen oder und ein stück kuchen, um zu reden, sprechen, wie es damals gewesen sein könnte. die menschen an der kaffeetafel sind mir fremd, und ich kämpfe, sie nicht als gefährten der vergangenheit zu empfinden. sie sind meine brüder. wir trinken kaffee und nehmen kleine stücke kuchen in uns hinein. unser vater, papa, sage ich, gedämpft, hat mich niemals wahrgenommen. er hat euch zwei benutzt, um sich zurechtzufinden. die zwei menschen an der kaffeetafel verstehen nicht, was gesagt wurde. alles wird unangenehm, nichts zum wohlfühlen. ich beschließe, nichts weiter zu sagen. dann gehen wir auseinander. die familienzusammenführung hat nicht funktioniert, es gibt kein ineinandergreifen unserer alten gefühle, wenn dad sich erbricht und sich tituliert als ein besoffenes schwein. meine brüder fahren in ihren fahrzeugen beim dunkelwerden in ihre zuhause. am bahnhof der kleinstadt hangeln sich leute in der nacht, um irgendwie zur ruhe zu kommen. die bahn verspätet sich. die zigaretten, die ich rauche, wärmen mich nicht und machen mein hirn difffus und elend. wenn ich heimkomme, wird meine frau schon schlafen, ich werde stocksteif nach den tieren sehen,ob es ihnen gut geht, ob sie schlafen, geordnet, geruhsam, wie vollendete tiere sich betten zur nacht, ganz gleich, was draussen geschieht.

marilus vater

wie unter einem melkschemel geboren, mit stroh die nachgeburt getrennt, gewischt, das kind für stunden … zeit weggelegt. die mutter breitet sich aus im stroh, heu, im stall von kühen, schafen, getiers, hühner auch, oben auf stangen. im suff hat marilus vater die szenerie gelallt, auf manchen feierlichkeiten das zustandekommen wie als einen witz zum besten, wie man sagt, zum besten gegeben. das sagt noch nichts zum grund von marilus werdegang, wäre es nicht so gewesen, dass dieses kind zu jeder tages und nachtzeit weggelegt worden ist als ein stückholz, das zum verheizen , zum gebrauch alltäglichen befindens noch nicht tauglich war, getaugt hat. im alter von fünf erschien die marotte von marilu, strohhalme zu zählen, zu ordnen, namen beizugeben. gibt eine fotografie, wo sie strohhalme küsst. aber das ist nur eine vorstellung von mir, sie gründet sich auf keine wahrheit, ich dichte es hinein, um ihre kompositionen zu verstehen, wenn ich sie entziffere oder glaube, sie entziffern zu können, habe ich diese bilder. kompositionen als eine geburt mit stroh, mit getiers, kolkraben etc.: weggewischen, dann ins spätere, innere getrieben, die unzähligen halme werden zu noten, töne, so klingt diese musik. ich nehme an, dass diese art ihrer ersten tage eine formel gewesen ist für alles weitere zum dasein. vielleicht ist meine liebe zu ihr, die marilu nicht trifft, nichts anderes als mein schild, mein geschütztsein, nicht irre zu sein, verrückt, vollkommen fehl im zustand des normalen, der norm, sich verhalten, darstellen, wahrgenommenwerden etc. so dichte ich weiter.

marilus vater, der sein wirres kind bestraft oder achtlos liegenlässt wo immer sie strandet. er versteht die welt nicht, die ihm beschert hat, kind, kinder, die leben möchten, wo für leben kein platz, kein gefühl ist. er ist, wie wir alle, ohne schuld, er war ein bauer in berchtesgaden und tat, was zu tun schien, jedentags, tagaustagein, so ist es eben, lebenslang, alles bleibt, wie es ist. an einem weihnachtstag bekommt marilu ein kinderxylophon mit zwölf diatonischen tönen, und sie beißt in die plastiktasten bis kleine zähnchen brechen. auch das nur meine imagination, mein verstehen, meine liebe, die nicht trifft.

mal wieder ohne ich

aus dem off:

marilu, hiroshima mon amour

es ist nur der titel, nicht der film. anklingt, was man liebe nennt und anklingt, was vernichtung ist. marilu, um sie zu kennzeichnen, mari war zu jeder zeit in der mitte von jetzigem selbst und sofortiger löschung. es ist eine kritische masse, die man erwirbt, wenn die umstände des werdens nichts anderes zulassen. es gibt keine gegenwehr und auch das selbsttöten in gebirgen macht es nicht ungeschehen. an einem sonntagmorgen, dienstagvormittag… vielleicht drei jahre nach ihrem tod, hat sich marilus vater mit einem schrottigen jagdgewehr unweit von berchtesgaden erschossen, wie man so sagt. er ist 75 geworden.

to change a value

an einem sonntagmorgen oder einem dienstag.

der vater von marilu

manches mal gibt es seltenste und seltsamste … treffen, zusammenschauen weil zusammenbegegnen, sich abwenden wollend und zu spät und auch zu spät, um floskeln etc. hervorzumühen. nach marilus tod in den bergen (man schlage nach in den aufzeichnungen), habe ich versucht, nicht länger mehr zu sinnieren, auch forschen, wie ihr elternhaus gewesen war etc., ich kappte jahrelang diese impulse, heiratete, wir bekamen, wie man sagt, zwei kinder und plagten uns die jahre, wenn geld da war, wo wir urlauben könnten, sollten, wünschten. ich war desolat, unvorbereitet für vatersein, liebe, geborgenheit etc. und stürzte mich in ein sogen. künstlertum mit allem, was, wie man sagt, dazugehört. also eher fern der familie, trinken, schwätzen, produzieren, sich anschliessen an erfolgtuende leute, dann wieder allein in einem atelier, einer ausrangierten garage, die miete teurer als die wohnung etc., und immer ohne wirklichen drang, künstler zu sein, was immer das ist.

als meine frau ein schreibarbeitsstipendium zugeschanzt wurde und wir das doppelte unseres bisherigen verfügbaren geldes angewiesen bekamen, durften wir uns mit urlaubsplänen, zärtlich, beschäftigen, eine nette nähe, die sonst nicht da war. wir waren uns zugeneigt und einig, ans meer, irgendeins in nicht weiter ferne, zu fahren, ein kleiner alter fischerort in den niederlanden, in dem kein fisch mehr gefangen wird, aber das ambiente eingerichtet ist, um sich in alten zeiten zuhause zu fühlen, mit allem, was man vor ort so sucht, braucht, wünscht, sehnt etc.

ein kind an der hand, das zweite im wagen an der mole oder dem hafen, sonne und gewölk, wie oft an see, zum hafen dann. marilus vater mit neuer frau entgegen unserer richtung, sich treffen, elend anschauen, meine frau hat keine ahnung von früher. hast du noch eine komposition von ihr? wie immer, konnte er mich, wie man sagt, auf den tod nicht leiden. meine frau war irritiert und ging weiter zu den booten am hafen, die einladend wirkten, urlaubsgemäss und lindernd.

später sandte ich ihm einen zettel, marilus schrift, original, ich habe mir keine kopie gemacht, die note d‘, wie man sagt, das eingestichene d, kleingrschrieben, also die molltonart, wiewohl j.s.bach meine und marilus liebste bachstücke in d wählte, wenn sie abdriftete oder genauso herunterkam aus wahnvorstellungen und wir, wand von wand entfernt, zuhörten, die musik immer wieder neu beginnen ließen bis wir, wand von wand entfernt, einduselten und uns der bachmusik überließen, steif an den wänden, verrenkt, ohne gegenwehr, jeder für sich, einsam wie die einzelnen töne, die zusammensein erzeugen wollen, ohne es zu können.

das war wieder da in diesem moment, meine frau voraus am hafen und ich beeilte mich, sie einzuholen. ein kind weinte oder zeterte, und ich bemühte mich in die ordnung der familie. ich habe in diesem urlaub kein freisein von alltag etc. genossen. ich habe die zehn oder zwölf tage an see gefesselt verbracht und genoss die vorstellung, mich verstellend bald zuhause zu sein zu wünschen. wie die wünsche in alten märchen.

schreibmotoren

gestern ist einer meiner schreibmotoren ausgefallen, und so fehlten mir verbindungsstücke. sprechen und erst recht schreiben brauchen – es scheint unabdingbar – in allen teilen ineinandergreifenden antrieb. wir schreiber schreiben oftmals knarzend oder krächzend weiter, um in ein unbestimmtes vorankommen doch noch voranzukommen, weil wir des morgens uns wie immer als schreiber spüren wollen und das schlecht und falsch geschriebene drehen und wenden, bis der tageslauf uns so fahrig macht, dass wir das geschreibsel anheimgeben.

gestern rief ich den pannendienst zu hilfe, eine junge frau, die einer schreibakademie entkommen war, selbständig mit der geschäftsidee, schreibgestörten schreiber auf die sprünge zu helfen, wie man so sagt. ich hatte keine sorge, mkr eine blösse zu geben und erwartete ruhig und unaufgeregt ihre diagnose. ich solle etwas schreiben, befahl sie. weil sie da war, bei mir, nah zu mir und übergebeugt, wie ich sonst bei übergebeugten beobachtern nicht hätte schreiben können, schrieb ich eine kleine zeile. sie brauchte wenig zeit, um den teil meines fehlschreibens zu orten. sie sagte, mein schreibmeinenzumüssen wäre abgesoffen wie der motor, dem man vor zündung zu früh, zu viel, zu sorglos, zu gewohnt, zu üblicherweise, routiniert etc. treibstoff gegeben habe, wiewohl treibstoff des schreibens eine rare substanz ist, selten verfügbar, teuer und nicht immer zu bezahlen.

my friend jack

eats sugar, jedentags, zumeist morgens, bevor ein hahn kräht, sich geltung verschafft, es ist vier uhr in der frühe, ich drehe mich abseits, weiter schlaf zu bekommen, und ich helfe mir,erneut und wieder schlaf zu bekommen, ich drehe mich seitwärts und ergebe mich in den singsang des tiers als eine schräge melodie. jetzt ruft er nicht länger den morgen herbei, er nickt ein und wartet auf das frühe, unscheinbare licht, währenddessen ich eingeschlafen bin. und so kommt traum der frühen stunden, erinnerbar bei erwachen. wie kitschig; eine marilu in ihrem totsein im hohen gebirge, vom frost kristallin, durchsichtig, und als ich mich im traum mühe, ihre notate, zeichen auf ihrer haut, in einigen kliniken eingeritzt, zu entziffern, verstehen, mir eigen zu machen, erwache ich, verkatert, stumpfsinnig, den drängen falscher tagesgeschäfte ausgeliefert.

my friend jack eats zuckerstücke, morgens, im verlauf, dem raschen verlauf von insulin, aufstehen, tun, erledigen, die zeit füllen und schlafen gehen, wenn müdigkeit sich zurgenüge angesammelt hat, um träume weiter zu flechten, zur lösung aus bergkalten gefilden, wo tote mit ihren nachgelassenen nachrichten verstanden um endlich wegsein zu können. werden wollen.

sugar lumps, zuckerstücke. song in den 1960er jahren.

schizophrenie; texte, sich anzunähern, nicht sich anheimzugeben.

straßenbahn

eine straße, eine bahn, der weg, den ein eisernes gefährt entlangfährt, ist der beginn eines poemes, ein französisch sich anmassenden gedichts in kleiner, falsch sich zu verständigen sprache in übersetzung von marilus sprechen, die so manchmal (manches mal) daherkamen, als ob es dichtungen seien, komprimiert, nicht zu verstehen, allein mit sich und ohne lösung. im nachhinein bastele ich daran, es ins begreifen zu holen, und ich hole reste ihrer kleinen notizen, aus bernhards müll gezogen, zu rate, spät in der nacht und es ist keine mühe, die mich antreibt, weil der erste satz die weitere vorgehensweise definiert, und so falle ich ein in ihren poetischen singsang, der strasse, der bahn, den weg, den ein eisernes gefährt entlangfährt, in die schwarzblinkenden pflaster, vom regen misshandelt, glitschig und kahl und abweisend, als würde jede fahrt in diesem eisenwaggon nicht nach hause führen können, dürfen, weil es keine regel gibt, die obhut und beisichsein gewährt. es ist sehr schwer und eher unmöglich, das sogenannt schizophrene zu übersetzen. in diesem text hier gibt es vielleicht ein aufscheinen der unmöglichkeit, es dennoch zu transponieren, damit andere ein klein wenig fühlen, wie es ist, entfernt zu sein vom gang der gewohnten, der bewohnten dinge in ihren behausungen.

changing

what ever we do its not sufficient (was wir (…) tun, reicht nicht aus, um.) absatz.

musik hört auf, wir sind wieder einsam. die vögel, winters, sagen nichts. manche, des nachts, kommen nachhause. ein fiebertier legt sich beiseite. ich strenge mich an. ich schreibe ungelenk, ich habe keinen wunsch, ich wünsche mir nichts. das bild eines von watte umsäumten gemüts, das bin ich jetzt, wenn ich’s mir vorstelle, gerade jetzt zu sein. aber es gibt keinen einklang. ich drifte um mich herum. das ich und all seine verwandten, bekannten, vom hörensagende, von weit weg und manchmal nah wie unbedeutende sternlein, die zu schwach leuchten um gesehen zu werden, ist nicht schlimm, macht nichts, mir tut nichts weh. das schreiben hier ist wie ein totholzgerüst, an dem ich mich vorwärts ziehe, was immer vorwärts bedeutet. gute nacht ihr lieben, wir haben doch alle alles was wir brauchen, warum leiden wir.

die symbiotische vernetzung

von mensch und natur.

der schmerz des wegfallens

der schmerz wenn es weggeht das geliebte umsorgte das dritte vierte herz des amlebenseins der schmerz ist das weggehen verlieren dieses schmerzes den man hineinnehmen will in sein kleines elendes leben, hineinnehmen für immer um für immer, bis zum eigenen todgehen zu bewahren, im altgewordenen und immernoch schmerzenden  gemeinsam mit dem alten tod, in mir, zu ende zu gehen. das garaus … gar aus … meine liebe zu den toten schwestern, den brüdern, den wesen, ihre pulsschlage und schweren atem am ende, ich vereinige mich mit euch, aber vergebens, vergeblich, oder? dann allein, wie alle, wie wir alle, nichts besonderes, aber ich würde, ich könnte, wenn ich es könnte, ich würde mein gefühl totschreiben wollen mit sprache, text, aber mir bleibt nur, mein kleines herz mit ungelenker sprache zweitweilig wund zu schreiben. es kommt nur ein schaler schmerz heraus, der sich nicht messen kann mit dem eigentlichen, dem Eigentlichen, dem sogleich und für immer und niemals mehr. ist euch das zu gefühlig? sentimental? vergesst eure massstäbe für kunst, kitsch, selbstbeweinung, selbstmitleid etc. wir alle wollen das unabänderliche nicht geschehen lassen und jeder tut es nach seiner facon, jenseits aller wertungen

ich schreibe nicht länger gegen das sterben an, ich schreibe gegen das verlöschen liebvoller erinnerung, die schwächer wird, sich erimnern zu können, wie es in scheinbar glücklichen zeiten gewesen war.

regen fällt jetzt schwer hinunter. es ist spät. ich trinke mich in den schlaf. ich wünsche, nicht mehr aufzuwachen. das wirst du nicht, sagt meine frau, sie schaut einen liebesfilm und wendet den kopf bei der letzten zeile der vorgelesenen schreiberei, trennt sich vom geschehen des liebesfilms, die störung ein wenig verbergend,  und sagt im nebenbei, gute nacht, klar, hart imd kurz, so wie jemand ganz genau weiss, dass es noch lange nicht zuende gehen wird.

man schlage nach

in den vielfältigen aufzeichnungen, die ich mir – teils abgerungen, auch zugefallen, sich ergebend, wenn alkohol mich geflutet hat und jeder buchstabe durch zwei oder drei filter gegangen war – teils gegen jede anordnung, die ich mir aufgegeben hatte, wie schulaufgaben, habe notiert, unbesehen. am morgen geprüft, ob sie standhalten, bleiben dürfen in allen notizen, und so entsteht mein geflecht, ein romaneskes geflecht, das des nachschlagens braucht, um zusammenhänge, eine einzige geschichte freizugeben wie weiland die leiche meiner toten freundin im wandervergnügten gebirge sich zeigt, wenn leute der bergwacht, die sonders anderes zu tun haben, als müll freizuschaufeln, verwesendes freilegen, fortschaffen, wo immer auch hin, sonders so, dass ich die tote marilu – man schlage nach in meinen notizen – nicht mehr habe anschauen können.

ich sage es aber noch einmal, nur wer die aufzeichnungen im gesamt erfasst, wird verstehen, was hier als ein roman in kleinen stücken verhandelt wird, nur dann stellt sich der genuss ein, im fliessen der bilder die aussage zu finden, die ich mein leben lang mich genötigt fühle, sie dingfest zu machen.

marilu im müll

in einer berchtesgadener zeitschrift las ich vor wenigen wochen, während wartend in einer ärztlichen praxis, in einer kleinen ansenkung der eigentlich unwirklichen bergmassive, zugänglich eher im frühsommer etc., wurde, zugeschüttet von müll unermüdlicher wanderer, papier, dosen, aluminium, tabakresten, für notdürfte verwendete taschentücher, rasierutensilien, einkaufstüten, schnellsuppen etc. eine dieserweise zugeschüttete leiche geortet, bis auf den kopf vieles durch verfall kaum kenntlich. ich habe die gesichtsformationen von marilu erkannt, in dieser postille, die durch werbung finanziert wird. tags darauf, nach der ambulanten OP. habe ich mich aufgemacht. müll und toter körper waren nicht mehr dort, wie auch. ich hatte keine kraft, weiter zu forschen, wo die leiche anzuschauen wäre. entgegen meiner gewohnheit, niemals irgendwelche zeitungsartikel zu verwahren, ging ich anderntags zur praxis, setzte mich zu den wartenden und nahm mir in unbeobachtbaren momenten diese zeitschrift und ging eilig hinaus. zuhause vergrößerte ich die fotografie, druckte sie aus. dann ging ich in ein fotokopiergeschäft und ließ es vergrößern auf zimmerwandgrösse. wie früher, als ich kunstmaler gewsen war, übertrug ich das große papier neorealistisch, pointillistisch auf eine freie wand in einem der nebenräume, in die ich mich flüchte, wenn nichts funktioniert. ich nehme mir vor, an bestimmten tagen, wenigen im jahr, diesen raum aufzusuchen, vielleicht werde ich auch einiges vom müll, den ich produziere, hineinwerfen, unbesehen, ganz gleich, welcher beschaffenheit, organisch etc. er ist, vielleicht werde ich das einige jahre so machen, die tür nur kurz öffnen, hineinwerfen, weggehen. oder mich nach jahren hineinbegeben, in das modern, das Modern, die vielfältigen verfallenen gerüche, alles unter mich scharrend wie ein verletztes huhn.

wir schreiber

wir schreiber wissen genau, wann wir nicht schreiben können, wollen, sollen, müssten, und wir schreiben doch, wir nehmen fehlgehende worte in kauf mit hoffnung, nicht dafür bezahlen zu müssen, und wenn, dann wenn wir nicht mehr da sein werden. vieles ist anfangs ganz bei uns, es fliesst schonungslos und gut hinaus, heraus, und es ist gut so, es ist gut und fast ohne fehl und falsch, und der erfolg ist fast berechtigt und macht uns unrein und glauben, des guten schreibens wird kein ende. unser auskommen gibt uns kraft, sagt sie, weiter zu texten, verlage spüren morgenluft, investieren und gewinnen an einigen kassen, die sich auszahlen lassen. marcel duchamps ist ein edler ritter, hat seine rüstung abgelegt, hat sich weggewendet, kein weiteres falschgehen, keine alten geschichten aufwärmen, gesagt, gezeigt haben in einer bemessenen zeit, die vorübergeht und aus ist es. warum alte impulse hervorholen, übelkeit erleben, schalheit, nachtrauern. das neue zuhause ist unwirtlich, harsch, nicht zu beziehen wie verranzte bettungen. dem sog der falschen bettungen widerstehen, arm werden, auch allein, einsam, berurteilt, verurteilt, keine gegenrede bemühen. warum auch. es war so, dass man geschrieben hatte ums verrecken. es stellte sich nicht ein, das verrecken, nur der erfolg und was ist das. so ungelenk beschrieben, hier, jetzt. es gibt einige, die aufgehört haben mitten in der zeit, die weitermachen verspricht. weiter so. man zähle sie auf, schreiber, komponisten, maler, techniker, philosophen, pädagogen, mediziner etc. haben schlussstriche gezogen, abhanden gekommen, bleiben wo sie waren, geben nicht auf, sterben mit ihren alten inseln, die sie lieben ohne sie neu beleben zu wollen, zu müssen. einfach.

oh wie viele tode wollen Sie noch

beschreiben, herbeirufen, falsch betrauern, zu herzn rühren, in sich hineinnehmen wollend, ganz gar, gar aus, garaus, wenn es gar aus droht, aufscheint in impulsen der normalen tagläufe, wenn man nichts schlimmes denkt, fürchtet, sich hier und dort geborgen glaubt…

absatz.

wie viele todesgefühle und falsche ahnungen werde ich noch aufschreiben werden, die voraussichtlich keinem meiner tode entsprechen werden, falscher dichter, kleiner narr, wenn ich es nur wäre. kein narr, nur erdenbürger, erdenmensch unter allen, die alle angst haben, nicht mehr zu sein. ich werde weiter falsche tode rufen, falsch beschreiben, mich im dingfestmachen wabenrd trösten zu glauben, die sprache, der text, dieses fehlgehende instrument, das ich zeitweise hasse und auf einen müll werfen möchte, um wenigstens textenmüssen nicht mehr zu ertragen. ich zähle thomas bernhard auf, ich rufe nach kertesz, der sich längst vor seinem wegleben von sprache und bedeutung losgesagt hatte, weil es ihm falsch war, oder ligeti, der sein gesamtes komponieren elend fand und widerlich und ohne wirkliche bedeutung, trost etc.

was stirbt dort draußen

den kältetod umrauscht der kalten winde hinein in die vergessen zu schliessenden fugen aus holz altes holz vermodernd versäumt nicht gewartet für die kalte zeit und darum eingang für den unbill das schadenmachen ihr friert ihr lieben ihr friert euch zu tode und ich lasse es hineinschneien in mein kleines zimmerzuhause im dunkeln, der wind, er wird stark. dann hebe ich mein glas mit schläfermachendem alkohol und gehe weg, überlasse alles meinem schweren schlaf ginge ich hinaus, müsste ich mich zurecht in das elendkalte legen, verfroren bis zum morgen, der schrei des kleinen hahns sollte mich nicht wecken, würde ich doch liegenbleiben bis jedes von allen hinaustritt in den unwirtlichen tag, mich umsäumend, betrauernd, dann weggehen und nahrung suchen bis es abend wird und ich nicht mehr mich rühren werde, um das richtige zu tun.

fazil say zugeeignet.

und so kommt der tod

sie schläft, nicht mehr im liegen, aufgerichtet, damit sie besser atem bekommt, im verein mit ihren gefährtinnen, sie schlafen wohlfeil und morgen wird sie getötet, obwohl noch leben in ihr ist, ihr drang, zur schlafstätte mitzugehen, ihr nest, das sie birgt vor dem sturm und der nässe, die jetzt herunterkommen. sie schläft im stehen und atmet schwer und ich muss meinen sohn gewährenlassen, weil ichs nicht kann, er wird sie einwicklen in tuch, bis zum schönen hals und das beil nehmen. kch werde nicht dasein, kch werde einen gottesdienst mit orgelklängen und improvisatioenn begleiten und hier nicht weinen wollen, später das tuch versenken, abschied geht nie, geht immer fehl. meine kleine geliebte.

ich weiss jetzt, was das fortgehen ist und werde es neu bewerten

ein seltsamer satz, nicht wahr. Nicht wahr? Eigentlich, sagt Adorno, schreibe ich dann, und nur dann und wirklich, wenn ich mir nicht mehr zu helfen weiss, mir selbst und ich alleine. bitte schlagen Sie nach in seinen schriften, jenseits der abhandlungen über musik und oder den jargon der eigentlichkeit.

adorno, fern der schreib- und geläufigen denkübungen, hat seltene und seltsame zwischenräume sich nehmen müssen, um das eigentliche, das er so sehr meiden wollte, doch zu sagen. man kann sie aufspüren, die fernen notate, wenn man geneigt ist, sich den kleinen verblassen von lebensimpulsen auszusetzen, und schließlich auszuliefern, ohne gegenwehr, trostzeichen, falschen stimmungen, endlichen geräuschen wie wind, sturm, musik, geschwätz etc.

wer folgt mir? wie immer niemand, der meinem bodenlosen sein folgen kann, möchte, interesse hat. interesse haben an  nicht tröstbaren sekunden, die mich sterben machen im lebtag. sterben obwohl das leben immer noch will und nicht aufgeben will.

gerne würde ich aufgeben, heute nacht, weil meine gefährtin, die ich seit 23 monaten liebgewonnen habe, nicht mehr atmen kann und sich aufrichtet im bett, um luft zu bekommen, die sie nicht erreichen kann. ich beabsichtige, die vielen stunden der nacht meinen atem kleiner zu machen, bis auf das kümmerliche niveau meiner gefährtin, aber ich werde, mir wird nicht gelingen, ihr leiden in mich hineinzuholen, zum zweck, dass sie nicht leiden muss.

später werde ich, wenn gestorben, den trauerritualen mich ohne gegenwehr ausliefern und vormals geweintes weinen wiederholen, ohne das gefühl, das war, als ich ihr enden in mich hineinzunehmen glaubte. ich wünschte, ich wäre der tod, der sie totmachen musste zu gegebener zeit.

meine gefährtin ist übrigens eine meiner vier hühnchen, die vielmals gelaufen kamen, winters, sommers, meine sprengsel von körnern und leckereien, mir folgten, mir trauen, cleo, die schöne henne mit goldscheinenden federn, wird sehr bald sterben, kann sich nicht mehr halten, der kamm dunkelrot, nicht schlafen, noch aber tags zu ihren gefährtinnen gehen um sich gemein zu machen mit dem, was gemeinschaft von amlebensein von uns allen fordert.

spät rufe ich einen gott an, dass er abwehrt, was ich vorgab, nicht ertragen zu können. des nachts gibt es darob keine göttlche antwort, nur seltsame träume, in denen ich versage, klein mich mache, ich mich fühle, klein, und ausgestellt und bewertet und abgeschrieben und erfolglos mich rehabilitierend und  nur kaltes erwidert bekomme, blicke, als wären die, die mich ansehen, nicht wirklich in meinem leben, nur vorüberziehend, bis 4uhr23 in der früh, wenn ich erstmalig erwache, die traumfetzen klittere und mich wieder lege, um mich an nichts an alles und wirklich an garnichts erinnern  zu müssen. an kein fortgehen, für immer, kein elend, kein sterbensollen, keine therapie, kein sinnloses unterfangen, meine kleinen liebschaften in die ewigkeit zu retten.

quenca_2

man schlage nach in den aufzeichnungen. quenca, ein ort in spanien, das haus der blinden. als der letzte der dreien gestorben war, wurde das haus verschlossen. es gab niemanden, der interesse zeigte, zu schauen. das innere, die habseligkeiten, verfielen, verranzten, kompostierten. es gab kein mitleid, kein nachfühlen mit diesen existenzen, die sich im  dorf nicht gezeigt hatten, und keiner hätte sagen können, wovon und wie sie ihre lebtage zugebracht hätten haben können.

nachdem das haus verfallen war, und bulldozer etc. darüber gegangen waren, hat ein späterer wanderer, dem man einen wanderurlaub in einem reisebüro ans herz gelegt hatte, rast gemacht, und er war nicht vorbereitet auf kalte nächte sommers. er hat sich mit zersetzendem schutt ummantelt, steine, verwobener sand etc. und wohl im schlaf, vielleicht schlechten traums, grabend bewegt und die versandete tonbandcassette, gerädert des schlafens im alten schutt, eingesteckt.

nun, wir hören hier ein musikstück durch dieses einstecken. und wenn man aufmerksam hinhört, ergibt sich dieser text: why did you change your loaded hay, you risk my life.

in dieser stadt

in diese stadt bin ich zuhaus. weit draussen.  jwd. janz weit draussn. draussn. thomas bernhard, hildegard knef. zweie, die nicht zueinander passen, wie immer die schizoide koinzidenzmaschine, die mich schreiben lässt. ich gebe mich dem hin, folge den windungen des hirns, was mich ruhig macht zur nacht. ist wie ein guter trank zum schlaf, wie eine kleine, endliche erlösung. wortfolgen, die mich trösten und tauglich mich einschlafen lassen, tauglich, taugend, hinnehmen lassend für was kommt am morgen, am tag nach erwachen, aufwachen, sich zusammensuchen. für mich ist schreiben das wundpflaster, das ein, zwei tage auf der seele klebt, bevor es  sich der klebung widersetzend sich löst. die schizoide schreiberei gibt mir minutenlange inselchen, kleine kraftsegmente, ich liebe diese tür ins erbarmen, in das hineinholen zu lebtag, wenn eigentlich das totseinwollen überhand zu meinen glaubt. schreiben und schrift sind wie meine brüder, schwestern, geborene anverwandte, die ein lebenlang halten und nicht auf irgendwelche prüfstände zu leiten sind. schreiben, sprache ist mein statisches herz, mein statisches gemüt, das sich nicht gerne bewegt, lieber still steht nur wartet, wartet. mit sprache und schreiben werde ich, des abends, zum könig meiner selbst, ruhig herrschend ohne herrschaft, klein, friedlich, gross  mit grossem willen für neue tage, die ich nicht sehen will. und so jwd, janz weit draußen, sich der zwischenraum zwischen hildegard knef und thomas bernhard, wo es keine verbindungen gibt, aber den zwischenraum dieser beider leben der knef, des bernhard, einen imaginierten  verbindungsraum, er tröstet nicht, er ist mal wieder ein instrument unter anderen.

in dieser stadt aber war ich nie zuhause, sie war mir fremd und mitgenommen, im bus, hat mir die fahrt wehgetan, so dass ich meine stirn an die atembeschlagene busscheibe presste, ins dunkle, dann da und wieder zurück, und pressen und mit diesem pressen in den schlaf und dort erst worte machen, als ob ich schriebe um damit einschlafen (nicht einzuschlafen),

sätze, wörte, umarmen, wie ein liebender, der wirklich der liebe gehört. ich bin tot, ich habe keine einsamkeit.

wenn ich in mein gehirn sehe

ein gedicht von marilu, meiner besten freundin, so wie frauen beste freundinnen zu meinen haben, marilu mochte mich nicht leiden, eine aversion, und mein verschrobenes liebhaben der, wie man so sagt, kranken frau, sie nicht annehmen wollte, konnte und wohl zurecht nicht. weil ich nicht lieben kann. anyway. egal. das der wenigen gedichte, die sie eingekritzelt hat, anfangs auf ihrer beinhaut, fortgesetzt auf papier in jenem verschwiemelten heftchen …. wenn ich in mein gehirn sehe.

es ist spätabends, ich habe kleine steine an ihr schlafraumfenster geworfen, aber sie lässt mich nicht in ihr zimmer und erkennt mich nicht am fenster, sie öffnet und spricht, sie deklamiert eingeritzte gedichtanfänge und papierne geschreibsel in die aufkommende nacht, und ich stehe steif und verschroben wie unter einem balkon, wie wenn shakespeare zum besten gegeben wird. die liebenden. leider habe ich alles vergessen. das gedicht. wenn ich in mein gehirn sehe. ein solcher satz ist vollkommnen untypisch für sogenannt schizophren erkrankte menschen.

dann rief ich laut, was ist, wenn du in dein gehirn siehst. marilu! eine etage tiefer wurde licht gemacht, leute wachten auf, es war später geworden, als ich dachte, ich muss wohl länger zu ihr hinaufgestarrt haben und und sie dort oben, während sich verschiebende wolken über monde geschoben haben müssen und plötzlich kalt und alles einsam, wie damals, beim brand der alten akademie, die ich tagsdrauf aufsuchte, hineinging, der hausmeister, dann allein, hinaus, die fahrräder gelehnt, die schwachen laternenlichter, das schreckende alleinsein mit allem.

kertesz, pound, imre, ezra

es gibt übereinstimmungen (stimmungen), die ich aber nicht verifizieren … kann. ist es, vielleicht, sehnsucht nach orten in welten, die tröstende zukunft erwarten liessen, lassen, whatever. im sehnen durch sprache, sprechen, schreiben, sich vergewissern der sehnsucht sind sie .. sich gleich, oder aber ähnlich, verwandt, wie verwandte einer zerstrittenen familie, aber einer familie, obschon jeder halt des familiären nicht wirklich fürs menschsein taugt. das heil ist ausserhalb der familienbande, der halt ist uferlos, der halt ist ohne halt, das aufgeben sichernder bahnen, der vielen, unendlichen zuhausen, eingeständnis, zu niemamdem zu gehören und doch lieben zu wollen, eins zu sein, sich vereinen und vereinnamen zu gewähren. ich liebe beide, pound und kertesz, für ihr vergebliches unterfangen, sinn und erlösung durch fehlende sprache, fehlgehende sprachübungen einzufangen, einzugrenzen, um sich im geschriebenen getröstet zu fühlen. ihr seid tot, nicht mehr da, ich bin noch da, wer weiß, wie lange. ich schreibe wie ihr, die sich nachfolgende buchstaben als einträufelnde troststückchen bereiten,  wie wir alle, wir schreiber, wir mit schrift hoffende und meinen, bannen und verwandeln können.

ezra pound und imre kertesz

wenn ich zeit habe,  nur für mich, die kurzen selbstwohlbefindlichkeiten, werde ich versuchen, sätze dieser beiden geschriebenhabenden zu kreuzen, so wie sich wege, strassen etc. kreuzen, um scheinbar in andere, manchmal entgegengesetzte oder ableitende richtungen zu führen. ich glaube, und ich bin mir sicher, dass es poetologische gleichschwingungen bei den beiden geben wird, klänge, sätze, die nicht bedeuten wollen, sondern sich vergewissern, da zu sein mit einem guten gefühl, das nur durch sprache sich fühlen lässt. die schreiber, egal in welcher grausamkeit zuhause, sich verorten, um mindest beim schreiben bei sich zu sein: zu fühlen, zu glauben, es wäre so (aber es ist nie so).

pound und kertesz. niemand bisher, der diese klangnamen (namenklänge) zusammengefügt hat. das ist eine kraft in mir, die mich weiter schreiben lässt. ich werde sätze und kreuzungen finden, die beide (kertesz, pound) berührt, nahe kommt, so wie strassen, die sich berühren ohne emotion.

winter_2

notdurft. in not dürfen. dürfen. viele notleidungen. dürfen sie zu löschen. wie durst löschen. den schlund hinunter, kleine erlösungen. stille die nacht, weder tier noch mensch. wind in blättrigen bäumen, das geräusch, an-und abschwellend. leere, nichts. ertrunkene müdigkeit. schreibenwollen. keine erzählung. ich suche nach trost von irgendallem, irgendallem, nur weg von hier, von mir, weg von allem was mich umgiebt, was ich sehen, hören, denken muss, aufnehmen, erleben, einordnen etc. wie lange wird der wind wehen. er wird sich beenden, wenn ich tief schlafen werde, bald in ungefähr zehn minuten werde ich mich einrollen ins plumeau und nichts mehr wahrnehmen wollen von …  was mich umgibt. halbtot ist ein anfangsschönes schlafen, das beste, was es gibt. meine kleine tierfreundin ist gestorben. ich habe sie lieb gehabt. liebgehabt. wenn ich komme, steht und wartet sie, ob gutes oder böses bereitet ist, das korn, die trauben, sonne bricht, trakl als durchscheinende, nicht mehr lebende körperlichkeit … wünschte ich mir neben mir: wenn es nacht wird („die sonne“) geht das kranke getier die stiege hinauf zu den artgenossinnen, zum schlaf, schlafen, und ich schließe die stalltür. ein gespenst, das ich trakl rufe, leise, bleibt bei ihr, der federfreundin. morgen wirst du sterben, ich werde den geruch deiner federn suchen am hühnerhals und trakl schafft es nicht, aus meiner wütenden, armen, dummen trauer geistergedichte zu schreiben. nur narr, nur dichter. in not, sagt das dürfen. ich schreibe gegen die enden, die ultrakurz tags und nachts da sind und weg sind. ich möchte mich wundschreiben, dagegen. narretei. schräges verdichten, immer allein mit den unzähligen toden ringsumher.

winter

im winter gibt es drei zeitzonen. seine ankündigung, sein schneefall, sein ausbleiben. frühling, sommer etc. sind nicht so, sie wachsen und vergehen. winters ankündigung ist ein schlag. man sitzt und wärmt sich, schaut hinaus, lässt es zu, keine gegenwehr. sich zuschauen können wie wenn es wäre, würde es unvorstellbar zuende gehen. schnee fällt, deckt alles zu. es ist so kalt da draussen. es ist so kalt. tiere, die kommen, werden nicht als wärmende elemente empfunden. sonne über glitzerndem schnee, ohne rührung. ein baum, den man fällen möchte, ganz genau jetzt, im dunkeln, im frost. er soll fallen und hineinschlagen auf alles geforene, eisplitter machen, die im mondlicht heruntersinken auf die decke des schnees. drinnen stehen und es sich sehnlich wünschen, wie wenn man wünscht, draussen zu sein, das gesicht an das fenster gepresst, hinüberdriftend in das schauermachende kalte, von dem man doch so sorgsam entfernt bleibt.

romanschreiben

ich habe vor vielen jahren einen roman geschrieben. 336 Seiten im A5-format. gegen zehn abends, bis zwölf, halb eins, zwei in der früh, wie man sagt. in einem schrebergarten mit petroliumheizung, die sauerstoff verbrennt. ein flow. jede nacht. habe ich so dieserart auf sich folgenden seiten nicht mehr erlebt. heute schreibe ich abends, kurz vor der nacht, kurz vor dem zubettgehen. satzgefüge, die mehr klänge erzeugen, aber auch mitteilungen wie sogenannte flaschenpostverschickungen in eine wabernde dunkelheit, die nicht angst macht, oder sich nicht als sinnlos geriert, was für ein wort. nun, manches mal lasse ich diesen alten roman nachdrucken, fahre mit einem exemplar zur nordsee und werfe das elaborat hinein. es tut nicht weh, es ist wie  eine mechanische regung, nur so. ich bin nicht traurig oder entmutigt oder sonstwie gestimmt.  ich fühle mich wohl, so, als würde ich in meinem gartenbeet das eine oder andere tun, was für gemüse oder sogenanntes unkraut als das richtige scheint. manchmal bleibe ich an see über nacht, suche rasch eine unterkunft oder schlafe im automobil, mit einigen bieren. am morgen bin ich locker, wach, freue mich auf die heimfahrt, spüre die unlust, mich dem neuen tag mit den alten forderungen anheim zugeben. meistens halte ich an einer bestimmten ratstätte, gönne mir manchmal einen pappbecherrkaffee und rauche tabak, ob es schneit, windet, wärmt ist egal. dann fahre ich weiter.

kleine trauermusik

kleine trauermusik. oder eher nicht. das hier ist vielleicht eine entäusserung eines tiers beim sterben (no drama), mitteilen zum menschen, der es nicht verstehen kann, was mitgeteilt wird am ende des seltsamen beisammenseins unter den verschiedenen wesen, wobei mensch fühlte, als sei er beisammen. hier mitteilt sich vieleicht ein fuchs, ein kaninchen, brieftaube, hausmaus, hund und katze, die kuh, die man streicheln glaubte zu streicheln, die es nie als streicheln empfunden hat. der vogel, verletzt vom biss der katze, oder der fluskrebs, den ich von der strasse holte, dem ein beinchen abgefahren war und den ich sorgsam genesen liess und im  bach aussetzte, oder. oder der kleine hund, alt, nichts verdauen könnend, redet und sagt, es tut mir weh, dass ich … dirzuliebe … nichts mehr in mich aufnehmen kann  um dirzuliebe weiter dazusein. das sind die töne, als ein letzter versuch, wo jeder von uns weiss, dass wir uns nicht verstehen werden. no drama, nichts von zu herzen gehendes, hierbei nicht. der gesang des huhns, das von mir geht, des vogels, den ich zusammengeflickt habe, die maus auf der strasse, hinübergehoben in den alten stall oder die schnecke, deren haus ich uertreten hatte und mit kleber zurecht geformt, sso dass sie auch im nächsten jahr noch im garten zu sehen war, lebendig, langsam, eins mit sich. musik eines tiers ohne worte und musik. spricht, so es spricht, nur mit sich selbst und doxh mit kleinem anteil zu mir, dass ich weinen möchte, was nicht geht. es ist okay. ok. ohne kommentar von nichts, von niemandem.

ich habe vier hühnchen_drei

kamen oftmals und schnell gelaufen, hören feine geräusche, wenn ich erwache, zähne putze, kaffee mache, das maschinengeräusch kennen sie wohl sehr genau, als ob es gleich körner gäbe, die ich zu geben noch hinauszögere, bis ihr forderndes rufen leiser wird. dann kleide ich mich sehr langsam an, leise und ein wenig verkrampft, will sie nicht durch solches geräusch ein neues mal herbeilocken.

beim frühstück schaue ich ihnen nach, wie sie herumtrotten und suchen, was sie jedenganzentag suchen und suchen. wenn es später morgen wird, öffne ich die tür und begrüße, wo kein gruß notwendig wäre. ich wünschte, sie freuten sich mich endlich zu sehen, aber so ist es vielleicht nicht, recken die hälse, schauen auf meine hand, was darinnnen ist und ich könnte sie umarmen, diese kreatur, und ich denke, sehr kurz, es gehe nur um mich, meine alten befindlichkeiten, die vielen scheinbar verunglückten ichs in mir, aber dann vergesse ich dieses denken und füttere diese vier federwesen, ich werde voll von glücklichem gefühl, streue hier und dort und wünschte, ich wäre eins mit dem grün, mit den hühnchen, dem nahrungaufnehmen und zufriedensein ganz jetzt und niemals später.

die eine von ihnen wird sterben, ich weiss es, sie müht sich seit tagen, eier zu legen, kann nur mehr schlechter kommen, wenn sie meine morgengeräusche vernimmt, ist die letzte, die ankommt, immer noch eifrig bemüht, mich anzusehen, meine hände mit körnern und salat, ihr auge noch wach, der kamm noch rot, aber sie wird sterben.

settings/trakl

aussen. tag. auf einem plateau. schneereste tauen ab. rinnsale zwischen frostgeschädigten pflanzen. sonne bricht aus dunklen wolken, trakl aufwärtsgehend. trakl nimmt abstand.

innen. abend. wenn stille der tag sich neigt. sonne, gebrochen, wenn es nacht ist. georg trakl verfehlt die buchstaben, haben sich falsch gefügt. wenn es nacht wird. ein guter satz, es fehlt alles um ihn herum, es stellt sich der klang nicht ein. wortklang und sich fügende wortklänge, in einem herzlichen nacheinander sind der beste trost. nicht über den tag, die nacht, nur zuweilen, geringe weilen, kleine inseln sich zurechtzufinden mit einem kleinen schuss wohlfühlen, minutenbemessen.

nachts. innen. wohnraum mit bettcouch.  wenn er aufsteht, oftmals, trinkt er in großen  zügen schnaps und winkelt sich wieder ein. des nächsten morgen schreibt er sein schönstes gedicht, wie ich meine, sonne, ohne schwester und verwesung, die schweren lider sind der einzige einschlag im gebirg, der text wärmt über die minuten, eine kleine ewigscheinende ruhe zu haben.

der betrug

also betrüge ich mich. ich schreibe, obwohl nachweislich nichts zu schreiben ist. auch selbstbetrügen, jedentags, ist eine droge. unabdingbares hilfsmittel, den tag zu überstehen. die nacht ist anders. sie lässt sich, sofern man schläft, nicht betäuben, der kleine tod* lässt sich nicht betäuben, er bleibt aber in der regel nicht erinnerbar.

* hier der tiefe schlaf

neu_drei

es gibt nichts zu sagen. niemand wird, wenn ich nichts von bedeutung, von belang, zu sagen habe, vom glauben abfallen, wie es sprichwörtlich gesagt wird. vom glauben. glauben an und für alles und jedes, rundherum. glauben. woran und wozu wir glauben. ich habe an meine texte geglaubt. sie wären texte von belang. ich habe sehr selten an mich geglaubt, was heißt mich. mich. m mit ich. vielleicht in kinderzeit, verspielt, verträumt, umgarnt von allem außen, jeder erscheinung von welt, ohne filter, ohne urteilen, wie immer in einem garten, allein, nicht beaufsichtigt, allein, ohne allein, den zustand, zu fühlen. als eine, wie sagt der erwachsene, versuchsanordnung, sich aufs spiel setzen, ohne kalkül, was geschieht, zum beispiel habe ich als kind die seltsamen hölzchen mit phosphorköpfchen richtungslos gezündet, gleich wo und auch nicht verwundert, sondern ebenso schauend dies oder jenes entzündet, ohne urteil, was verbrennt, ohne verbrennen zu denken, keine grenze spüren zu dem, was brennt und zu mir, der vielleicht ganz und gar das brennen war oder das alleinige auge zum schauen. heute bezeichne ich diese momente als vorausgaben. verausgaben. einige radrennfahrer haben sich verausgabt, vielleicht, oder nicht. ich habe verausgabungen auf einem mir unbekannten konto,  vielleicht ein konto von „sein“, aber eher nicht. ich glaube, es ist ein konto von falschleben. ich glaube, ich habe hier zuviele ausgaben … gemacht, wiewohl ein machen hierbei eigentlich nicht möglich ist. das falschleben ereignet sich, ich habe immer dabei zugesehen. ich glaube, viele, oder auch wir alle spüren den widerstand beim falschleben, den wir aber nicht aufnehmen als impuls zur korrektur. und am ende freuen wir uns darauf, weggenommen zu werden aus dem missklang, dem wir ausgesetzt sind von anfang an. die drogen, betaübungen, sind vielfältig, und keine von ihnen ist schlechter als die andren, kein grund, sich besser zu fühlen, wenn man weder fixer noch alkoholiker ist.

 

 

 

neu_zwei

ich fühle, nichts von belang schreiben (Schrift benutzen) zu wollen, zu sollen, müssen etc. nachdem ich mir die gepflogenheit entzogen habe, dem fliessen auf -abspringender wörter und satzteile fast unwillkürlich zu gehorchen, eher zu folgen, starre ich, übertrieben formuliert,  auf meine innere setzmaschine und drücke nur mehr die buchstaben, um es zu beschreiben. vielleicht erlebe ich jetzt, was allgemein mit schreibhemmung ungelenk beschrieben wird; kein thema, kein impuls, nichts was wert wäre. keine befindlichkeit, kein geräusch, erinnernung, assoziatives gleiten. sonst eingesetzte substanzen, wie gerade jetzt und übermässig, bewirken nicht, wie es immer gewesen war. mein schreiben hier wie an einem skelett entlang, den knochen des sagenwollens, kein fleisch auf diesem weg unterwegs, nichts stellt sich ein. das gefühl, abschied zu nehmen von einem instrument, das mich für minuten am abend lebendig fühlen ließ. ich werde also meine alte, geliebte schreibroutine nie mehr (nimmermehr) bemühen, einsetzen, bis zu dem moment, wenn ich vorbehaltlos ein schreiben, gleich welcher art, nicht mehr verhindern, aufhalten werde können. das klingt dramatisch etc., ist es aber nicht. all das ist nur ein winziger teil meines verminderten lebens, umd wäre der grosse rest gross und wirksam, müsste ich hier nicht in falscher trauer mich äussern.

neu

ganz neu schreiben. also meinen gewohnten rhytmus weglassen. den flow auch.  frei empfangende wortfolgen … frei zu empfangenden wortfolgen widerstehen. zufällige klänge, ereignisse ignorieren. erinnerungen bekämpfen. das ist möglich. es entsteht scham, was geschrieben wird. jetzt werde ich nicht schreiben, wie ich mich fühle.

verdichten_eins

so ruhig ist die nacht; das kleine knacken im gebälk alten hauses. kleiner windstoß, blätter bewegt, sich hören lassend. ein sanftes, würde ein trakl vielleicht fügen. mein kleiner baum, den ich liebe, wenige blätter jetzt im oktober, kleine laute seiner wenigen blätter, hernach ein windchen wie über seide gestrichen als ein musikalisches instrument, klänge  jenseits aller tonalitäten; streichen mit einem seidenhemd über das seeleninstrument, das klingt, weich, fern, mich berührt ohne sentiment, also leicht, fern, als ob mich nicht treffend, sondern jede person überall, ganz gleich wo. dieses dichten schließt sich nicht. ich brauche noch zwei sätze, um dichten und falsch schreiben auszuschließen. weder noch. wäre nicht schlecht.

fisch und maulwurf_zwei

gestern. vorgestern oder auch vor 32 jahren, hatte ich die möglichkeit, diesen kleinen jungen – verborgen war ich hinter der fichtenhecke – in seinem  seeligen tun zu beobachten, wie er wasser hineinlaufenliess in das grosse maulwurfsloch, dann zum alten gartenteich lief, zwei fischlein holend etc.. er schubste sie ins maulwurfsheim, sanft, man würde neudeutsch sagen: achtsam, oder älter formuliert, ganz bei sich im nirgendwo. ich blende weg, als die mutter ihn ruft, es wäre zeit, zum kindergarten zu gehen, zu weihnachtsbasteleien etc. in filmtechnik gesprochen: ich fror diese szene ein, den moment, wo der junge, nach implantation der fischlein ohne regung bleibt, nicht starr, alle gelenke auf regung aus, nicht gespannt, verwundert ob seines tuns, ohne wiseen, was ist, was geschehen kann, wird. nichts böses, keine wertung, kein agieren. impuls, gehorchen. tun. stillstand. hinter der hecke verkrampfe ich mich, weil ich zuschaue und registriere, um zu verwerten, was ich erlebe. später allein am schreibtisch versuche ich zu schreiben, wie sich dieses kind sich in sich in diesem moment angefühlt hat. ich finde keine sprache dafür. kurz erscheint mir das bild vom dasein, in sich von sich erlöst zu sein, fern jeden todes.

so what

also was? mit fragzeichen, besser ohne. nein, lieber nicht, besser nicht. kein fragezeichen. nicht einknicken, kein nachgeben. beim so what. also, was denn? was ist los. nichts von belang. kein grund zur sorge, zu gedanken, die energie kosten und verschwenden. nichts, was unser leben grundlegend stören könnte. unsere lieben, unseren sex, unsere schönen mahlzeiten, unsere schönen vorgärten, egal wie gestaltet, unsere grossen und kleinen autos, unsere vergewaltigungen, unseren gruss beim metzger, bäcker, mechaniker. guten tag, guten tag, wie geht es. gut. so what, mein freund,mein nachbar, mein wandererkompagnon, mein engel, wenn ich dich rufe. was solls. nichts von belang, nichts, was einer erwähnung nötig wäre, nein, da ist nichts, ich habe nichts, was grund wäre, sich gedanken zu machen. macht weiter so, es ist alles in ordnung, ich liebe, dass alles in ordnung ist, ich habe nichts gegen das leid, das schmerzt, furchtbar, nein, vielleicht geht es vorbei. und dann, eines tags, sagt der ferne nachbar, so what, du wirst es überleben, mach dir nichts draus… das hat er natürlich nicht gesagt, er hat es so gemeint, weil er nicht fühlt, was ich spüre. aber das so what hat mich dann entfernt von dem schmerz, den ich vielleicht für zwei, drei wochen hätte spüren sollen, um fertigzuwerden mit dem ende, den enden, die geschehen, die man nicht wegmachen kann. so what. du lebst, oder, junge? kehr unter deine teppiche in deinem verwaisten haus. such dir neue freunde, liebende, dann wird es schon, zwei, drei wochen, vergiss es, denk nicht mehr drüber nach, du bist okay, du bist ein guter, egal. so what. sag es laut, immer wieder, so what, was solls.

marilu. nachempfinden_zwei

arme gebogen als zwei halbe monde. stundenlang, ohne schmerz. ihr grinsen dabei, meine abscheu zu ihr. tröstenwollen, in arme nehmen. starre muskeln ohne antwort.  du bist mein, hätte sie sagen sollen, müssen, aber die arme bleiben starr, und als ein arzt kommt, wird injiziert, um muskeln zu lockern und das versteifte gesicht. lockerungen, weichmachen, die augen, die augenhöhlen bleiben ungerührt, ich schaue hinein. der wanderer mit den schweren lidern, der sie nicht heben kann. sonne bricht, wenn stille der tag sich neigt, wenn es nacht wird, müde, ganz müde, sonne, schlucht. wenn es nacht wird, spreche ich in ihre ohren, hebt der wanderer die schweren lider, sonne aus finsterer schlucht bricht. ich bin sehr nahe an ihren starren augäpfeln, und sie reagiert nicht. lassen sie das, sagt der arzt, er sagt, es brauche jetzt zeit zur wirkung, das gute, erprobte, klassische valium täte seinen job und hernach, wenn sie, marilu, aus der starre käme, ist das neue neuroleptikum das mittel der wahl. damals bin ich sehr lange nah zu ihren augen geblieben, bis die chemie eingegriffen hat. ich zitierte nochmals trakl, den letzten vers, und sie schlug mir ins gesicht, sabbernd, grunzend. mein impuls, sie liebzuhaben, war zu klein.

annäherung

zu beginn war es ein hund, nein, es war mein grossvater, der sich monatelang, versteckt und so unvorhersehbar für sein sterben sich ordnete. monate also zuvor floh ich zum ersten mal von meinem zuhause in eine ganz fremde umgebung, und hier meinte ich grossvaters bemühungen auf sein ende zu spüren, nicht sehr deutlich, aber immer wieder in momenten, wo ich durch das fremde der fremden stadt durcheinander kam. nach seinem tod, der mich in dem augenblick graf, als ich zur tür meines zuhauses hereinkam, bildete sich in mir weiter und nähergehende einfühlungen zu wesen, menschen, tieren, bäumen etc., die sich bereit machten. mein gemüt wurde immer mehr teil der bereitmachungen, nicht, dass ich das sterben der wesen hätte voraussagen können, nein. es ist auch nicht immer der tod. es kann auch krankheit, erkranken sein. der baum, der seine kräfte zu früh verliert jnd früh blätter abwirft. der fuchs, der sich verbirgt, wo er doch sonst mich beobachtete und blieb, bis er das brot aufnahm, wenn ich meterweit fort war und er sicher, nicht mehr das brot ohne sorge nimmt. kurz gesagt: in mir sterben, neigen sich leben ausser mir dem ende zu, und das nimt mich mit, nimmt mich mit im verständnis von mitleiden, mitzuendegehen und auch ein mitnehmen in fremde gefilde, die mich kalt und ratlos ind einsam machen, einsamer als sonst im tag. das sterben um mich herum, und es ist überall, ist immer mehr in mir, und es gibt immer weniger momente, wo leben ist. mit der zeit habe ich dafür einen geringen trost gefunden, trost, weil ich es kaum mehr ertragen kann; musik, töne, tonfolgen, tongeflechte, tönende strukturen, die ich forme mit modernen instrumenten und werkzeugen… fügen sich zu kompositionen, die ich mir immer und immer wieder anhöre, bewirken, dass ich noch da bin, zwar ohne trost, abgeschottet wie durch medikamente, aber ohne falsche dämpfung, keine betäubung, ein gewährenlassen, so dass… damit mein herz nicht zerreisst.

der arzt spricht

der dichter spricht (schumann, musiker). Guten Tag, oder: hallo. der doktor sagt und fragt nicht, was kann ich für Sie tun. und so ist es für siebzehn minuten. ich sage, ich hätte, ich habe keine ängste mehr, meine partnerin, ein frau, ist in einer art urlaub, ich wese im haus herum, tue dieses und jenes und bin des abends erschöpft, obwohl niemand da ist, der mich beurteilt, der etwas fordert etc. ich rechne es meinem arzt an, dass er weder blutdruck etc. kontrolliert, sondern seine brille abnimmt, damit er mich deutlich sehen kann. ich frage ihn nach seinem urlaub, und er beginnt zu erzählen, und ich folge ihm nicht aufrichtig, sondern beobachte, wie er von seinen tagen in der auszeit spricht, er ist glücklich, er ist bei sich. und so erreiche ich, wie fast immer, diese tröstenden momente, wenn mein hausarzt berichtet und mich dabei ansieht und ich meine, er hat das gefühl, dass er seinen schönen urlaub mit mir teilen kann. in diesen minuten bin ich frei, fühle mich geheilt egal von welchen beschwerdnissen und ich errechne gleichzeitig die zeit, die mir noch bleibt, mich so zu befinden, bis die audienz zuende geht. das tut gut, es tut mir gut, er weiss es nicht, er setzt die brille auf, um ein rezept zu schreiben, das nicht nötig ist. ich brauche nichts, sage ich, ich habe noch die medikamente zuhause und die, die man frei kaufen kann, ohne rezept. grüssen sie ihre frau, ja, sage ich, ich könnte ihn umarmen, aber das ist noch nie in seiner praxis geschehen. doch, vermute ich, bei einer patientin, die ich immer wieder beobachtet habe im wartezimmer, ziemlich manisch, ich vermute, dass sie ihren unabänderlichen gefühlen manches mal lauf lassen liess und meinem doktor um den hals hatte fallen wollen, vieleicht war es so, wenn es länger gedauert hatte, wo sie, die Patientin, doch eigentlich beschwerdfrei gewesen war.

einsingen

man hat ihm den schnabel umgedreht. 180grad wendung. dann ein letzter ton, um das lebendige weiterzugeben. dann ein tod. der körper fällt in das frühabgestoberne laub, sommers, viellciht zwei stunden später der igel, sxhlaftrunken, beisst hinein und wendet sich ab. er ist müde und kriecht in den unterschlupf und träumt von einem tiergott, der ihn für immer satt macht. den letzten ton mache ich dingfest am klavier, diese taste schlage ich an in einem mäanderden rhythmus, es wird spät und ich bin so müde, aber ich zwinge mich, den ton zu halten, leiser werdend, aber nicht verlöschend. es ist sehr spät und ich wanke auf dem klavierstuhl, mein finger ist hart und schmerzt, und als ich mich nicht mehr halten kann, ist es so, dass das geräusch eines motors, auf und abschwellend und zerstörend mich herausreisst. ich rauche eine zigarette, schütte das grosse glas mit reinem alkohol in mich und strebe in den garten, die feuchtbeginnende wiese, ich maxhe mich nackt, ich falle, stolper nach unten, ich verliere bewusstsein. am morgen bin ich steif und ängstlich. ich finde meine glieder nicht, pbwohl ich mir begehl gebe, mich aufzuraffen. erst als sonne scheint, funktioniert mein körper. gegen jede tagesregel entscheide ich mich, liegenzubleiben und in den sogenannten himmel zu starren, bis ich die augen nicht mehr offenhalten kann. dann strömt ein regen und nass gehe ich ins alte haus, nass und nackend ins bett, ich schlafe sehr schnell ein.

maiende

maiende

andre vögel rufen

ich zünde vier streichhölzer

um zu verstehen, was vögel rufen

eine amsel beendet den singsang aller andren

jetzt ein satz, länger und breiter als die andren

ein satz, wortgefüge zum dichten das länger hält

buchstabe um buchstabe als musikalische noten

es nicht gelingt, die drossel zum schweigen

zu bringen, und sie viele andre, die

doch zur nacht gehen wünschen,

aufmuntern, nicht beizugeben,

den mond begleiten damit

er sinken kann

im schleier,

wie allein;

dichten.

nach dem dezember

nach dezember war der dreizehnte monat. in einem jahr mit dreizehn monaten. aber, dieser unwirklich scheinende zeitraum war keine nahtstelle, kein übergang, transit/verkehr zum januar, kein anschluss neuer tage in neuen jahren. dreissig oder einunddreissig tage wie in einem text von trakl vereinnahmt, keine gegenwehr, abgeschlossen, warten, so wie das wort ist: warten. w.a.r.t.e.n. sich scheinbar zu verpuppen, was sich nicht einstellt. die pulse gehen hoch, niedrigen sich, schlagen takte, strukturieren die ausgenommene zeit ohne zeit. keine träume, kein gefühl, ein waberndes klebriges ich in einem netz. doc wesley verschreibt  das alte glianimon, das erbrechen macht, zuckungen, rastloses kopfschlagen an glastüren, schleimstösse, augenblutungen, kotstauungen, einschneidungen unterhalb des bauchnabels. im dreizehnten monat habe ich mich vergiftet. ich sehe mir zu. ich glaube, ich habe die zeit verloren. ich glaubte, ich hätte zeit verloren. der dreizehnte monat ist fürchterlich. ich werde alsbald hinausgehen. ich sehne mich, nackend für lange zeit mich zu tode zu frieren, ohne sterben zu müssen.

marilu, nachempfinden

das wort aber

ich hatte. ich habe doch. gesagt. tun sollen oder müssen. aber dann. dann aber. habe ich, hat sie, er, ein kind zum beispiel. aber eingewendet, was als kind als einwendung selten ernst genomen wird.  aber warum? aber warum hast du mich betrogen? fragt eigentlich (eigentlich) kaum jemand.  aber warum hast du mich töten wollen, oder: dich in mich verliebt. zum beispiel. aber ich weiss es nicht… geht auch nicht. nur selten dann, wenn man, in enge getrieben, die worte nicht mehr sondieren kann. in diesen momenten stehle ich mich klein (man schlage nach in meinen notaten), ich stehle mich klein, aber sagt mein gehirn, aber brummelt es aus meinem hals, aber. sich kleinstehlen mit dem wort aber im schlund als kleine, ungeschützte gegenwehr gegen die übermacht. aber ich wollte es doch nicht. aber alle haben mich angesehen. ich wollte wegsein, fern, nichts mehr sehen müssen. aber man hat mich fixiert, zum dableiben, auf dem stuhl,  im kreis der grossen erwachsenen, der gross gewachsenen glaubhaften, unerschütterlichen, recht sprechenden, die wirklichkeit kennenden leute, so dass ich das letzte aber nicht wirklich habe herausbringen können, (ich) wurde bald schläfrig bis zum gehtnicht mehr, herausgetragen in mein bettchen, von hölzernen gittern umstellt malte ich ferne buchstaben, die ich nicht genau kannte, in die luft, luftnotate dieses wortes, die lippen bewegen, einschlafen können und seltsam getröstet, ein wort mit mir in das einschlafen hinein zu nehmen.

 

flügel

mats oder miriam, wie sie gerufen werden, fünf oder sechs jahre alt, kinder … träumten, sie wären matrosen im grossen meer ohne meeresende. eines mittags im schalen november, den mittagsschlaf getan, ist es für mats/miriam unausweichlich, fliegen zu müssen. später. die angeklebten flügelchen im kindergarten hängen, mats/miriam befolgen anweisungen, so zu tun. sie tun, was sie sollen und nicht bei der sache. hören nicht, was erziehende sagen. kommen nach hause und ergeben sich in den nachmittag, mit spielen, ermahnungen, abendessen und zubettgehen. beim einschlafen versuchen sie mit gedankenkraft, das aus ihren ärmchen flügel wachsen, aber sie spüren im hindämmern, das es nicht ganz gelingt. aber sie begehren nicht auf, im dämmern und hoffen, dass der schlaf das seine tun wird, damit sie, jenseits von allem, flügel haben. flügel, nur um sich leichter zu entfernen von allem, was sie umgibt. mats/miriam können darüber nichts sagen, erzählen. es ist alles geheim und des morgens so gut wie nicht erinnerbar. aber sie haben es gespürt, vergessen und sind zum frühstück aufgestanden, vielleicht weniger wach und mit weniger lust auf den neuen tag. (das wort „aber“).

einige schreibschulen

vor allem solche, die westwärts gelegen sind,  wurden … abgeschafft, klingt hart wie das wort daselbst. westwärts 1&2 wäre allerdings … hätte in solchen schreibverfertigungsanstalten nie eine chance bekommen, vulgo: ablehnen, was fremd etc. daherkommt.

nun, schreiben, um dazusein, hatte es immer schwer, das volksohr zu erreichen; manches mal ereignet sich spätere wiedergutmachung, die aller:dings: schreibern, die um ihr leben schrieben, nichts mehr nützten. es gibt eine menge solch gemiedener davon.

nun, in den abgeschafften textproduktionsschulen fanden sich keine texte dieserart, wie auch. einige monate später – die gebäude leer, kein licht- ging ich niedergeschlagen, sehr allein dort vorbei, vielleicht war es ein typischer herbstabend mit regen, windböen, kältegraden, die schauern machen trotz wetterfester kleidung, und drunten im nassen asphalt zahllose blätter mit texten. jemand muss sie aus fenstern  geworfen haben; der hausmeister, der wie immer: ausmistet. ich habe mir die mühe gemacht, einige der nassen papierfetzen aufzuheben, habe sie stehend und frierend zu lesen versucht und war angewidert von den schreibereien umd sagte zu mir, es ist okay, dass dieser laden geschlossen worden ist. keine worte, die mich schauern machen, nichts neues, keine andere sprache, alles ohne wirkliches riskieren. diese und andere sogenannte wortwerkstätten sind allerdings nur geschlossen worden, weil fahrradwege z.b., gefahrlos und effizient, investitionen forderten. forderungen, die jeder akzeptieren muss, wenn er umwelt, gerechtigkeit etc. in seinen alltag integrieren will, um gut dazusein.

wir schreiber schreiben im risiko (gefälle), weder gut noch sonstwas dazusein. wir gehorchen einem fluss des dringlich zusagenhaben, wir meiden die schreibtechnik, riskieren, so gut wie kaum gehör zu finden, lamentieren nicht deswegen, bleiben, wo wir meinen, uns schonungslos verorten zu müssen. ganz gleich, wie lange es dauert, bis irgendjemand versteht. für alle und keinen schreibt nietzche als vorwort. vor-wort.

bernhards verschwinden bleibt unerklärt

ob er ist oder ob er nicht ist, keine spur. mir bleibt die vorstellung, wie er, in einem fernen feld, wo bauern nicht mehr zugange sind und wachsen lassen, und darum lerchen ungehindert in lerchenhöhe steigen können; meine imagination, er liegt fußbreit unter der grasnarbe. ich stelle mir vor, er hätte vor seinem suizid, der nicht nachweisbar bleibt, sich ummantelt. mit vielen kleinen sogenannten post-its, klebezettelchen, die auch an haut haften, von – wie man sagt- kopf bis fuß. kleinschriftliche notate wie die kleinschriftlichen textchen des musil, robert. eigenschaftsloser bernhard, natürlich, von kopf bis fuß gezettelt, ein anzug, papiern, überlappend, zum schein wärme versprechend. das würde passen. ein begriff wie „seele wärmen“ wäre für bernhard ganz fern. sein gemüt hat wärme oder erwärmung nie gebraucht. seine sogenannte seele war muskular, und nur darum hat er, als einziger, mit marilu eine art rede und reden tun können, ohne dabei argumentieren, einfühlen etc. zu tun.

es ist manchmal für mich eine aufgabe, auf zufällig begegnenden wiesen, feldern etc. nach bernhard zu graben. manchmal, in urlaubszeiten, überkommt mich der drang danach. dann mehme ich mir eine auszeit von heim, herd, familie, kindern und frau, nehme den klappspaten und stochere in fremder erde, bernhard mit namen rufend, als wär’s ein wünschelrutgehen.

bewahren

hier geht es um, wird verhandelt… wörter, sprache auch, zur verständigung, zum alleine sein.

also: das tier, der dunkle mensch, verletzt, tödlich, nicht erlösen zu können. was tun. das sterbende etwas dem frieren aussetzen, nach und nach, unregelmässig, friert dies und jenes, eis, unregelmässig verteilt und finger streichen liebvoll über noch lebende gefässe, blutbahnen, herzen, gemüte, erinnerungen, schuld, weichteile vom vergessen, vergeben und nie vergeben, verzeihen können.

zum schluss scheint alles eingefroren, oder eher verfroren, ver, die vorsilbe von vergeben, also verfroren als vorsilbe. wer folgt. wie immer: niemand.

als ich die klappe der tiefkühltruhe schliesse, nehme ich nicht abschied dieser leben, mir träumt, ich stände inmitten einer nacht wach auf, öffnete die truhe und schaute getröstet hinein, auf geringe zuckungen hier und dort, kleine leben, kleine weisungen, wie geborgen bis zu meinem ende weiter zu verfahren wäre. wenn ich erwache, ist alles, als hätte ich alles und jedes geträumt, ohne korrektur von wirklichkeit.

der hochhaussprung

kacheln in gelb orange grün zuweilen blau, hinaufragen auf neunzig meter. oberfläche einer architektur, die dann als letzten impuls ist, hinunterzufallen. sind ca. 35 Leute gewesen. die vieleicht diese elend gekachelten farben haben sehen müssen auf dem todesflug. es ist diese stadt, die eine solche gekachelumg an miesen hochhäusern erlaubt umd niemals in rechnung stellt, anteil zu haben am tod jener, die glaubten, gerade hier sich zu töten.

schön ist die liebe

wie schön ist die liebe wenn alle beteilgten schön sind. marilu (man schlage nach in den notaten) notierte auf ihren – wie sagt man – unförmigen, der form des liebschauens nicht entsprechenden schenkeln … notizen, gekritzelt. später, wenn sie … wenn ich sie nicht mehr erreichen konnte, hat sie einige dieser notizen mit einem designermesser, die vor digitalisierung in gebrauch waren, verblichene, mit kugelschreiber aufgetragene notizen mit solchen messern … vertieft, was heisst, den linien der kugelschreiberfarben folgend, einschneiden, nicht jedes wort. wie jede krankheit, so auch die schizophrenie, die bei jedem, der sie innert hält, sich anders verhält. oder so gesagt: es gab kaum die tage, wo sie… wie sagt man.. klar war, normal, verständlich und verstehend. marilu ist meine einzige freundin gewesen. sie ist immer in ihrem eigenen verstehen geblieben, und wenn es manches mal so schien, als näherte sie sich z.B. meiner welt, ist es ein irrtum gewesen. also: eingeritzte, blutverkrustete schenkel, die den schorf bald abwerfen, ziselierte narben hinterlassend, liessen  mich, den toten körper betrachtend, auf ihre schenkel gerichtet, diese mit einem mal als absonderlich schön empfinden, und ich litt, ihren körper nicht habe mögen können. als den körper meiner einzigen freundin, meiner einzigen nähe von lebendigem.

ich bin nichts_2

nichts und niemanden. niemanden. das erklärt den titel. was sonst? nichts weiter, kein belang, kein schreiben. vögel rufen nicht mehr, ende september. feriengäste spielen kein fernes ping-pong, kühe rufen keine artgenossen herbei, auf angrenzenden wiesen, keine sehnsucht unter ihnen, wie damals, im juni, als sie sich gesucht haben, eine herde zu sein. herde für nichts und niemanden. in mir, also doch der wunsch, als vielfältiger idiot, mit mir zusammen zu sein.

jetzt hat es fünf grad minus, die ich hineinlasse ins zimmer, schreibzimmer. mir ist nicht kalt, es könnte kälter sein, doppelt so kalt, ich schriebe weiter, ich spüre die kälte nicht denn mit „nichts und niemandem“ ist man sorgsam gefeit gegen die unbill, von aussen, von drinnen.

an einem sommerstag

an einem solchen schönen tag hielt mich vater an der hand, ungefähr 500 Meter vom Zuhause fern, jedenfalls, um genaue Angabe zu tun,  einige Meter vom Dorfende. wenn dad klar war, konnte er uns sehr einfach berühren. die lerche, die er mir, hand in hand, zeigte, hoch oben, hat mich von seiner hand lösen wollen, aber ich grub meine fingerchen in ihn. ich möchte ein vogel sein, sagte ich, und so, wie er dann lachte, war klar, dass er auch gerne dort oben sein wollte, und meine hand ihn hinderte, wegzufliegen. er hat mich nicht mitnehmen wollen. aber in diesem moment hat er mich geliebt, weil wir beide lerchen sein wollten, ohne den anderen zu kennen. gemeinsam dort zu fliegen hätte alles zerstört. und das wusste ich in diesem moment, und darum meine grabenden finger in seiner hand. und er drückte seine hand gegen meine finger als ein einverständnis, denke ich heute. aber es war es nicht. der druck seiner hand war ein abschiedsdruck, als würde er hochfliegen und mit nichts und niemanden etwas zu tun zu haben. kurz darauf hat er sich eine zigarette angesteckt, umd ich verlor die lerche im koordinatensystem meiner kindheit. ein seltsames kapitel, seltsames beenden.

ps. „an einem solchen schönen tag“ ist, um es für jeden kritischen leser kenntlich zu machen, eine ungelenke aussage, aussagen, die ich zuweilen schätze, um fernere, wegabseitigen klängen zu ihrem recht zu helfen. nicht behelfen. „sommerstag“ ist ebenso ein solcher klang; vielleicht überführt er den sommertag in ein gestein, als einen kleinen stein, der fast unbeachtet am weg liegt, zum tal, neben den vielen schritten hinunter.

gehirnzellen

ich habe cirka viertrilionenetc. gehirnzellchen oberhalb meiner stirn. ich habe, so sagt  man, noch dreitausendetc. stunden oder tage zeit, diese zellchen eigenhändig zu löschen. egal wie, womit. ich könnte leben, wie viele andere, ich könnte darben, wie viele, mehr oder weniger mutwillig zerstören,  wie viele andere es tun ohne mut und entscheidung, zum beispiel. ich mache es anders. ich nehme zelle für zelle weg aus meinem kopf, jedentags, achtsam, so wie masche für masche geknüpft wird, aber gegenläufig. ich spüre derart immer weniger mein sterben voraus und werde mich glücklich schätzen, wenn ein letztes zellchen aufploppt, seinen inhalt herausschleudert in das sogenannte universum, das furchtbar kalt und alleinig ist, wie immer, wie immer, wenn ich es mir vorgestellt habe.

als ich trakl besuchte

besuchte. be und suchen. in einem zimmer, rund gewölbt, er  ist im begriff zu schreiben, dann der blaue kahn, später der fischer, wie er fährt, noch ist das böse und gute der anklang. anklang an das dunkle tier, der mensch, jagender, tötender oder umsorgender, fürsorgend tuend. ich frage ihn. warum lässt du es zerbrechen. aber trakl ist nicht imstande, zu reden, zu antworten. er ist, wie immer, ein teil desjenigen, aus dem das eher schreckliche herausbricht wie eine schwärene zunge eines irrgehendes tiers. müde, ganz müde, wie immer, die augen aufmachen, wo licht zerbricht. als ich ihn packe und rüttle und schüttle, damit er sieht, was er schreibt. ich erschrecke über seine dunklen augenhöhlen, er hat mit substanzen die augäpfel verschoben, weit nach hinten, so dass nur die höhlen der verlorenen aufgäpfel übrig sind. ich hebe sein kinn, mir zugewandt, trakl zwingt mit kraft meinen arm tiefer, so dass er zum papier gelangt um zu schreiben.

was für ein armseliger film meiner fantasie und so schlecht konzipiert.  ich nehme mir diese absolution, gutmachung:

täglich kommt die gelbe sonne über den hügel, schön ist der wald, das dunkle tier, der mensch, jäger oder hirt, rötlich steigt im grünen weiher der fisch, unter dem runden himmel fährt der fischer leise im blauen kahn, langsam reift die traube, das korn, wenn sich stille der tag neigt, ist ein gutes und böses bereitet, wenn es nacht wird, hebt der wanderer leise die schweren lider, sonne aus finsterer schlucht bricht

ich mö hte mich entschuldigen. ent und schuldig.

mal wieder ohne ich_3

kein widerstehen, wenn lust, wenn zwang da ist, alles inkaufnehmen, auch den sofortigen tod, jetzt ist alles gleichgültig, man sagt, es sei einem alles egal. einfach dem gezwungensein gehorchen, mehr als das gehorchen, dem unterordnen, sich kleinmachnendesein, das erzeuger, erziehende etc. proklamieren, um sich vor sich selbst zu verstecken, verbergen, ihre kleinen wesen. wer folgt? wie immer, niemand folgt diesem geschreibsel. geschreibsel, was für ein wort, was für ein schönes, selten geschriebenes wort in den akademien der schreibschulen. die aufgabe, geschreibsel zu schreiben, ist nie ergangen, schade eigentlich. zu schreiben, willentlich, was nicht taugt, elend daneben, fürchterlich aber nicht zu vergleichen mit den romänchen und schreibereien en vogue, die sich -gleich welchen genres, kunstfertigkeiten- ich. und jetzt habe ich ich gesagt und mein text stirbt.

ps. sondern, sich üben im schreiben der gebrauchsfertigen texte, bücher, die über die ladentische wandern, wiewohl mario simmel hierbei ausgenommen wird. eine gute übung, trivial sich zu ergeben, wiewohl man doch literatur, die gute, erzeugen sich zu ermächtigen weiss. also noch einmal deutlich: wer als schriftsteller ohne verfallsdatum sein will, sollte, könnte jahrelang sich üben, verfallsliteratur, vulgo, tiviales zu papier bringen, um dann, jahre, viele jahre später, sich enthäutet dem zuzuneigen, was eigen ist.

ps2. zurück zum anfang. das sich  ergeben müssen in eine lust, die nicht steuerbar ist, inkaufnehmen, hierbei zugrunde, in das vernichtende, von allem, zu driften. wir kinder. zerstören die sandburg des freundes, und er schreit tieftraurig und wir schlagen den sand bis zur unkenntlichkeit und wünschten, wir schlügen uns selbst hinweg, bis zum kleinsten sandkorn, unerkennar und – als sehnlicher wunsch – für immer nicht mehr da.

once upon a time in the west_2

alte steine an strasse mit trippelschritten gegangen, schulkind mit sechs, ins blaue gegangen, schule kein ort, ein fleck beim aufundniedersehen des trottoirs, später aufgerissen und verfüllt mit teer, kein ich, nackte beine auf sandalen, blick immer tief, alles kleine im kopf, wenn regen, nachschauen was fliesst, bewegt, ohne zeit, ohne unterricht, aber ankommen in den räumen, den treppen, albträumen, verfolgungen bis unter das blecherne dach. ein mädchen erbricht ihr hirn, lange fäden, schleim, das butterbrot mit ei, der lehrer, der schlüsselbunde in die schüler wirft, es soll ruhe sein. nachhause geht nicht mehr, umwege zu grosstanten mit gebäck und gerührter sahne, per hand, obstkuchen, später mittagsessen mit linsen und schweinsfleisch und abends, zur nacht, falsche geschichten, die ferne fremde brüder im bettenrund erzählen, einzuschlafen ohne kontrolle zum störfall in der nacht, vater, stolpert, legt sich danieder, frau ratlos und geängstigt und wehrlos und mutlos. der nächste tag, der nächste schultag, die sonne, das alte gesteins, der weg zur bildung, trippeln und sich hinknien, tiefer sehen in den rinnstein, die kleinen flüsse mit blättern, insekten, teilchen, schmutz, abfällen des dorfes. stehenbleiben bis die glocke klingt, es gibt nichts zu lernen.

democracy 75

auf alten geräten. was sind geräte. sprache als gerät. nachlass. der nachlass einer person, die nicht mehr da ist oder dazuseinscheint. weggenommen. abhanden. alte geräte, nicht abhanden, hier: tonspuren, verrauscht wie verwischt, wischen über kleine notate klein scheinender notdauern. das alte, ferne gerät, das konstrukt aus metallen, metallischen winzigen verbindungen, für impulse, weiterleitungen, erhörungen. die ein wenig krächzende stimme von vielleicht ingeborg bachmann, während sie erstickt im qualm des bettzeugs, hatte, sie hatte wohl alkoholisches, hinzu sogenannte medikamente etc. verinnerlicht. das gerät im innenraum. wer folgt? wie immer keiner. der stream of consciousness ist es nicht, er wird abgesondert, hier geht es um verrauschte, kleine stimmen auf einem alten gerät, inside ein kunststoffliges band, magnetversorgte frequenzen des sprechens, rauschen, teile sogenannter sätze, sogenannter äusserungen mit dem, was uns als sprache entfernt von den als niedrig scheinenden wesen klassifiziert. sodann ist der rhytmus des hier verhandelten dem gemäss, so wie alte gerätschaften und nieder verhandelten wesen untecht wir tun, diese sprache hier, das konglomerat aus technik, ünerhebung, klassifizierung, erniedrigung: als textfetzen datierter, hingehaucht datierter sogenannter tonbänder für alte geräte im nachlass von marilu. man schlage nach, nach ihrem namen in den aufzeichnungen, es gibt verbindungen und verknüpfungen, die mitfühlen, einsehen, verstehen… ein wenig möglich machen. dieser text hier, er hat mich viel kraft gekostet, überwindung auch, ist ein remake der art, wie marilu sich zu konzentrieren suchte. um dann doch wie eingefroren, starr und um nichts zu bewegen, für stunden unerreichbar geblieben ist, und ich, ebenso an der tür für stunden um sie sorgsam, nach langer zeit wegging, schuldbewusst, mit trauer, schmerz, leere. die bahn in die stadt, die hässliche stadtnacht, mein zuhause.

nachtrag. das sogenannte tonband ist bezeichnet. democracy 75.

bernhards notizen im müll_zwei

unten die straße im leuchtend gelb. oben der film über liebe. gestern der mann mit schwärenden füßen, bekam strümpfe aus der schublade, die besonders gelennzeichnet war. ich bin nicht der, der kleidung anzuziehen hat, ich weiß, dass es jemand anders macht. so geht alles seinen weg. ich glaube, einige sind damit zufrieden. ich hoffe, ich würde bald auch so sein und liebe glaube zu spüren, wenn ich mir selbst strümpfe verordne, die für meine füße die richtigen sind, und keine anderen. in amerika ist es ein anderes system der versorgung, es hat nicht gepasst. der flug war gewonnen bei einer lotterie aus dem supermarkt, in der nähe der arbeitsstätte. margaret wollte zu hause bleiben und so bin ich ohne sie gereist. das war zwei mal während unserer beziehung. ich glaube, dass ich morgen hier bleiben werde, im hochhaus, dem hohen haus, das ich hasse.

über den alten mann

nachdem man ihm gesagt, zugeredet, befohlen hatte, die unterschenkel abzunehmen, ansonsten er niemals mehr (niemals mehr, wie im märchen) ohne schmerzen wäre, wurden sie entfernt. er kaufte sich einen hund, der den rollenden schlitten ziehen konnte, mit lust, und er, der alte mann, liess sich jedentags jede wege herauf ud herabziehen, die er früher so sehr bei sich gegangen war, und er vermisste nichts, denn das gehen, so spürte er bei jedem hundegang, war niemals wichtig gewesen. nur das aufnehmen von allem, was umgibt, wenn man liebt, was umgibt. der alte mann, was wunder, hat sich sehr gewünscht, bei einem hundgezogenen spazieren für immer wegzutreten, bar jeder füsse, bar jeden verstands. aber die zeiten, wo das wünschen noch geholfen hat, sind nicht länger da, die zeiten sind tot, der hund stirbt, der alte mann noch lange nicht.

verausgaben, standhalten, immersein

sieben unterschiedene rufe hat er, morgens gegen acht, vielleicht bis zehn, dreissig minuten nicht, dann von zehnuhrdreissig bis mittags, die unterschiedenen rufe immer anders zusammen, setzt er, er ermattet nicht, gleiche kraft der tonerzeugung, auch nachmittags, gegen drei, dann vier uhr und weiter, eine kleine stille. manchmal, diesen frühlings, habe ich ihn hoch sitzen gesehen und gesehen, wie sein ganzer körper bei jedem ton sich bewegen muss, wie mit grosser kraft und ich wünschte, ich könnte ihn stärken, was er wohl nicht braucht, selbst in der dämmerung ist er unablässig, ohne abzulassen, er war noch nie so sehr in meiner nähe, meinem haus, den fichten, die mit ihrem halbrund wirken wie kulissen. ich fürchte den tag, wo er nicht mehr zu hören ist. ich sehne mich, dieses tier in mein herz aufzunehmen wo es doch heisst, herzkammern, kleine räume im innern, ummantelt von sehnen, fleisch, knöchelchen, blut, wärme. wenn er , wie jetzt, gegen nacht, wohl seinen kopf ins gefieder steckt, fühle ich mich verlassen und habe angst, er würde für immer verloren gehen. ich wünschte, diese vogelrufe drängen in mich hinein, wie das sachte fallen von blüten. ich möchte ihn bei mir tragen, bei sommerbeginn, wenn solcherart nicht mehr rufen kann und soll, dann trage ich ihn in mir die wege, die ich gehe, wiesen, waldränder, keine furcht vor nichtsein, vor alter, vor schmerzen. worüber schreibe ich.

gleicherartundweise über das halbgare vogelkind, das wohl hinausbefördert (befördert) wurde von emsigen eltern, weil drei kleine zuviel sind, zwei ernährungsfähig, was reicht für das weitergeben der art. am morgen mache ich ein foto des toten tiers, seine innereien durchscheinen die dünne haut, später kommen ameisen und nähren sich. würde ich einen grabstein wählen, wenn keine wahl mehr ist, würde ich einem bildhauer befehlen, das durchscheinende körperchen in stein zu übertragen. ohnenamen.

jetzt ist nacht. die kinder der erwachsenen feriengäste spielen nicht mehr ihr verstecken. das fenster zum hof ist geöffnet. das späte insekt fliegt zur öffnung meines regals und verschwindet darin. kleine spuren von verklebung.

gegen den rhytmus geschrieben.

inmitten eines dorfes

unweit der andalusischen hochplateaus, fern der bilderbuchromantik, umtost von strassen, bahnen, zügen, pilgerreisenden. das ist alles.

p.p. pasolini wurde 667 kilometer entfernt von einem auto mehrfach überrollt, um ihn tot zu bekommen, an diesem seinen strand war damals wohl nicht mehr zu hören als das alleinige fahrzeug in seinem hin und her, übertönend das knacken der knochen und den verspäteten kleinen schrei im sand von ostia.

die schizoide schreibweise, der ich gehorchen muss, lässt nichts anderes zu, als derart zusammenzubringen, was nicht zugehörig sein sollte. ich bitte um nachsicht.

trans undsoweiter

eine komposition von marilu zu transportieren, ins gängige, oder auch transzendieren, vulgo überführen in ein nichtstofflich hörbares ist auszuschliessen. aber meine tote freundin hatte einen zugang dieser unmusik vergraben, in einem feld, das bauern pfügen, ohne die tiefe des vergrabenen je zu erreichen. bernhard, den ich eigentlich nicht mehr erwaehnen breuxhte, hatte in einem brief, an sich selbst gerichtet, beschrieben, poetisch wie immer, wie der schlüssel findbar und anzuwenden sei. an dem abend, als ich im müll nach zetteln von ihm suchte und weiters an einigen notizen keinen sinn fand, und einige davon zerknüllt in die ablage des mobils gestedkt hatte, fieln mir in die hönde, als ich nach gaschnetüchern suchte, während einer erkältung, die ich schon jahrelang nicht mehr erlitten habe,

kurz gesagt, entrolle ich diese notiz, um die es hier geht. notennamen, die marilu benannt hat, sind chiffren für körperteile, körperprozedde. das fis ist sich von dem kleinen finnger linkerhand zu trennen, wie, ist egal. nur weg. ges ist der process, eine reinigungssubstanz, wie es in ordentlichen haushalten verwendet wird, untr die haut einzuritzen. dann das dreigestrichene c, faustschlag gegen ein auge, wahlfrei oder mit einem auge gegen eine türklinke zu schlagen. und so weiter. haare büsxhelweise ausreissen, aber auch lieblich scheinendes, uum besipel die kleine wabende sekunde von a nach b oder von d nach dis… wie mit einem dachpappennagel die rückenhaut kratzen, als wohltat, immer weiter, bis die haut sich öffnet. das blut daraus dann ein anderr ton, womöglich fein und etwas frei von allem vorhergegangenen. das ist eigentlich gutes filmmatrial. vergleichend ein wenig mit bunuel und dali, l’Age d’or, goldenes zeitalter. aber kein hinreichender vergleich. es gobt so vile pianosten, un ich glaube, von einhundertsechzigtausend pianisten mit weltgeltung sind ein oder zwei bereit, diese partitur auszuführen.

katlheinz stockhausen erinnert.

ohne sinn und verstand

ist immer sinn, verstand ist immer, dummschreiben, redundantes wiederholen, nicht wahr, nicht dumm, ich sage ich sage ich sage. langweilt die, die mich beweisen sollten. der sinn, die lange weile, die lange verweilt, in und weil bei verweilt man nicht weiss, ob die sekunden wachsen, unbemerkt, dem verstehen verborgen, sich ausbreiten in ungewisses, stunden, tage, angst, furcht, sinnentleert  dazusein, dazubleiben, zu zählen, zu zählen, zu zählen, ach, wie gut wäre jetzt ein dummschreiben, das es leider nicht gibt.

no drama messieursdames

was ist das drama, die buchstaben der leerstellen. wenn ich’s abziehe, „minus“ denke, schrumpft das drama und verklebt wie die modern gerufenen bindegewebe bei uns menschen, die verbinden, was körper und geist einen zusammenhalt macht, sofern man trainiert. das drama – um zurückzugehen zum beginn des schlechten denkens – ein wirklich dramatisches geschehen … ist dann gegeben, wenn die oben genannten leerstellen die beschreibung des leids verkleben lassen, so dass fast alle regungen nur mit sehr großer anstrengung zu machen sind.

sich in dieser schlechten körperlichen und seelischen form etwas zuleide zu tun, ist fast unmöglich; manche freilich sind in der seltenen lage, gewachsene, verwachsene, stützende, störende, verklebte, aufrechtgehenlassende verklebungen, gewebemuster etc. zu … kappen, nicht einfach mit messern oder klingen, ein bild, gerne hätte ich marilu einmal befragt, wie sie sich ihre endlichen gegebenheiten konzipiert hat. ehrlich und einfach gesagt, ich hatte keine worte, sie dazu zu befragen, alle varianten erschienen mir verletzend und beschämend. man schlage nach in den verloren gegangenen notizen, ein blödsinn, natürlich … aber ich erinnere mich, was ich damals festgeschrieben hatte; ihre gezeichnete vorstellung, mit kugelschreiber, das papier fetzend, den toten körper in einer fast unzugänglichen alpengegend fallen zu lassen. sie hat weder das fallen noch das endgültige zurechtliegen gezeichnet, das wirre geflecht eines abspringens, das man nicht vollziehen kann, weil tot und zur starre verklebt. die leerstellen des wortes „drama“, hier sind sie.