man schlage nach in den notaten. vater sagte, ich habe gewusst, sagte er, dass du mit dem rauchen früh anfangen würdest, und dann driftete er weg, tränen liefen herunter an seinem unrasierten gesicht. später, in der ernüchterungsphase, machte er sich auf am heiligen abend, um im anderen dorf, wo er glaubte, nicht erkenntlich zu sein, sich ganz und gar wegzutrinken, während wir jungs, noch ziemlich klein, mit geschenken umarmend in betten liegen und glauben, dass das christkind uns schlafen lässt, auch gegen drei in der frühe, wenn es poltert und erbricht und laute stimmen kommen und kirmesmusik aus blechernem radio und wir nicht wachwerden wollen und uns die geschenke wieder ins bett holen und an ihnen riechen, um uns zu betäuben.
beim ersten mal, als marilu aus der klinik entlassen worden war, sommers, und ihre synapsen noch nicht vollends durch neuroleptika ummantelt waren, war sie in der lage, auf annähernd wirkliche wirklichkeiten nahezu verstehbar … verständlich zu reagieren. was uns in diesem einzigen augenblick verband, war das sich wegtrinken unserer väter. der unterschied, marilus vater betrank sich im angesicht der kinder, meist zu feierstunden, immer in obacht, irgendwelche formen zu wahren und dennoch zum schluss das grausige umfallen zu zeigen, das schnorcheln, erbrechen, einen seltsamen singsang würgend, zum teuren schreibtisch sich hangelnd und gott anzurufen, der doch in die welt gekommen sei, um uns zu erlösen.
als mir marilu das erzählte, weinte sie kurze zeit darauf, leise, kein schluchzen, tränen liefen wie teilnahmslos herunter und sie hakte sich bei mir ein. marilu hat, soweit ich erinnere … fürderhin nie mehr tränen verloren. die neuroleptika liessen es wohl nicht mehr zu, sie wurden stetig höher dosiert.
das christkind uns schlafen lässt, auch gegen drei in der frühe, wenn es poltert und erbricht und laute stimmen kommen und kirmesmusik aus blechernem radio und wir nicht wachwerden wollen und uns die geschenke wieder ins bett holen und an ihnen riechen, um uns zu betäuben.
das ist ein taugliches konzept für taugliches komponieren im alter, wenn es stiller wird.
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