über das verwehen

schreibübung in höheren schulklassen.  ein titel, thema, nichts sonst. nach meiner entlassung, auf dem weg zur strassenbahn, fiel mir dieser satz ein, ein thema für meine verlorengegangenen schüler, das sie nicht mehr erreichen würde. am abend setzte ich mich an das schreibgerät, und sandte diesen titel, dieses thema, an  einige adressen der schüler, die mir noch geläufig schienen. ich fragte an, ob sie sich aussetzen würden, fern von schule und alltag, ob sie mir darauf antworten würden, als ob sie noch schreiben müssten, in schulen, in vergegenwärtigungen, die sich ergeben im alltag, die erledigt sein müssen, auch dann, wenn man fern ist von jeder schreiberei, jedem innehalten und stiftsuchen, um etwas zu papier zu bringen, wie man so sagt. randolph, der junge vom maulwurfshügel, nun fast erwachsen, sandte mir wochen … monate später diesen text zu. er hatte aber den titel falsch gelesen, titelte mit „über das  vergehen „. 

hier sein text.

ich habe mich beeilt, Ihnen zu schreiben. aber alles andere ist mir dazwischengekommen. es ist oft so, dass, wenn ich etwas will, es nicht machen kann, und wenn ich versuche, diesen wunsch noch einmal zu fühlen, ist er weg. und ich habe keine zeit, herauszufinden, was es gewesen ist, was ich mir wünschte, zu tun. Sie waren ein guter lehrer, umd darum antworte ich Ihnen.

draussen weht, wie so oft, der wind, zufällig zu meinen notaten des titels zum verwehen. die mittelgebirge mit ihren windverformenden höhen und tälern, übernachten in meinem schreibzimmer und gehen hinaus, wenn ich das fenster schliesse, wenn es spät ist, wenn ich fertig geschrieben habe. 

beim einschlafen fühlte ich mich schuldig; ich hatte es nicht geschafft, in meinen unterrichten das schreiben, das innere reden zu allem, was zählt, so nahezubringen und zu verfestigen, dass das schreiben das unwiederholbare wiederholbar machen kann, und dann das gefühl entsteht, dass alles dennoch seine richtigkeit hat, dass nichts vergeblich ist, wenn man es,  ganz gleich wie ungenau, es zu beschreiben sucht. mit mühen, mit schmerz, es nicht ganz genau wiedergegeben zuhaben. ich habe es nicht geschafft, den schreibschmerz als unerlässlichen aber heilsamen begleiter meinen schülern nahezubringen, so nah, dass sie, in welcher lebenssituation auch immer, darauf zurückgreifen und sich vergewissern können. also war ich kein guter lehrer der sprache, des schreibens als eine medizin, die man nicht verordnet bekommt,  sondern die man mit stift oder schreibgerät einzusetzen weiss. randolph hat die erinnerung daran, ohne die möglichkeit in seinem alltag als elektrofachmann, mit kind und kegel und frau und eigenheim am rande der stadt. mir fehlte der mut, ihn einzuladen, um nachzuholen was nicht nachholbar ist. also …. darum schreibe ich. es auf.

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