
marilu notierte immer zwei systeme untereinander, immer mit dem gleichen schlüssel, hier der violinschlüssel. es gibt keine tempoangaben, keine instrumentnennungen. das durchgestrichene m kann als vorschlag gedeutet werden. wenn man das notat als einen takt sieht, geht jedes zeitmass verloren, das heisst, drei ganze und zwei sechzehntel auf fünf viertel zu spielen, ohne einfassungen in triolen, quintolen etc. , und dennoch die konstruktion zeitgleich zu schliessen, erscheint unmöglich. nun, nicht jeder kann mit musik. notaten etwas anfangen, und so versuche ich ein bild hierfür; während ich den weg ins tal gehe, wird herbst zu winter, vögel in soeben noch braungedeckten blättern umfliegen gefrostete äste. ein fehlgehendes bild, nicht wahr? vielleicht nützt zum verständnis und besser georg trakls verfallgedicht, wo das sommerende in den kahlen herbst einbricht, jedoch zeitlich ultrakurz verschoben. bei marilus notat ist es die gleichzeigkeit, es gibt keine zeit dazwischen, es ist das jetzt verschiedener zustände in einem begrenzten raum, der sich nicht begrenzen lassen kann. jeder versuch, diese partitur zu spielen, führte dazu, dass marilu sich unbändig wehrte, als wäre sie in der psychiatrie und rennte gegen die panzerglasgesicherte eingangstür. ich hatte große mühe, sie zu ruhe zu bringen, und meist grunzte sie wie schweine tun.
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