selma ist nicht schön. sie ist nicht imstande, die wenigen schönheiten ihrer physiognomie herauszustellen und es ist ihr egal, weil sie nicht weiss, nicht erfahren hat, wie frauen mit mehr oder weniger attraktivitäten umzugehen haben. sie empfindet sich nicht als hässlich. sie nimmt ihre gebogene nase als nase im spiegel der morgentoilette. sich spricht dabei nicht zu sich. weil sie sich säubert und nicht zurechtmacht. es gab eine zeit, in der sie mit lidschatten etc. hantierte, einfach so, vieleicht, weil eine schulkameradin sie des morgens lidschattengeschwärzt um eine zigarette bat. selma raucht, bis heute, als privatdozentin für neuropsychologie in heidelberg. ich habe … ich liebe diese unverstelltheit, das so sein so sein lassen zu können, um frei zu fragen, daraus schlüsse zu ziehen und versuchen, annähernd entsprechendes zu tun. sogen. schönheit und sogenanntes schönseinwollen und müssen spielen hier keine rolle. und wenn sich selma, damals, seinerzeit, angestrengt über ihr heft beugte, um mit schreiben von worten und wörtern sich einem gefühl anzunähern, und ich auf ihre gebogene nase sah, ihre unförmigen beine, ihre ungeformten haare etc., spürte ich eine sehr starke, liebevolle, umarmende zuneigung. das kenne ich nur in momenten, wenn mein hund, vollkommen in jagd begriffen, mich dennoch sucht, um mit mir und sicher zu unserem zuhause zu gehen, langsam, entspannt und friedfertig zu jedem wesen, das noch begegnen könnte. ich habe selma lieb, und der vergleich mit meinem hund ist grundgütig falsch. wir schreiber.
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