nachdem ich gehört hatte, in unterschiedenen medien, autofiktion sein en vogue, modern, zeitgemäss, und ich seit so vielen jahren nicht anders kann, als das verschränken von sogen. wirklichkeit mit meinem kleinen empfinden vorzunehmen, wie eine chirurgische arbeit, ließ ich mich hinreissen, vereinnahmen … sogen. autofiktionales schreiben meiner liebsten schülerin als setting vorzugeben. selma ist die einzige, die eine dichtung, verwandlung um sich herum und unter den argusaugen der wirklichkeit (zu verschränken) versteht, obwohl sie zunächst fragte, ob sie das, was sie zuhause erlebt, nicht wirklich beschreiben sondern in eine geschichte führen soll, wo man sie zwar noch erkennt, aber nicht mit sicherheit sagen könnte, dass sie, selma, es ist. denn sie fürchtete, wenn sie erkennbar wäre, hätte sie furcht, man könnte sie verurteilen. ja, sagte ich, das ist tatsächlich möglich, dass man auch bei teilweise erfundenen befindlichkeiten etc. noch ausfindig gemacht werden kann, aber, sagte ich, ein schriftsteller, ein guter, weiss, wie er spuren zu sich selbst so gekonnt zu verwischen weiss, dass sowohl gute literatur aber auch anonymität gewahrt und produziert werden kann. selma fragte mich, ob ich garantieren könnte, dass sie nicht belangt würde, wenn sie schrieb, was ich von ihr erwartete. nein, sagte ich, ich kenne dich, und ich weiss, wie gut du mir folgst, und als erstes bleibt dieser text unter uns, und ich werde ihn mir genau anschauen, ob er dir in irgendeiner weise blösse geben könnte. selma hatte angst, dass ihr vater, dass ganz besonders ihr vater sie in diesem text erkennen und sie in irgendeiner weise strafen könnte. ausserdem, sagte ich, werde ich jede bestrafung von dir abweisen, ich werde dich in deinem schreiben beschützen, ich würde es niemals zulassen, dass du nicht schreiben kannst, wie es dir wirklich wichtig ist. und du wirst nicht vorhanden sein. vorhanden, sagte selma, was heisst das.
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