man schlage nach in den aufzeichnungen. ich benotete sie alle gleich, auch die, die nichts auf papier hatten. einigen war es egal, wenn ich ihre leeren blätter sammelte, sie sahen mich an mit stolz und wut, um sich wehrhaft zu fühlen, falls ich sie erniedrigen sollte, was ich nicht tat. in meiner kleinen familie hattte ich mühsam gelernt, nicht zu strafen und das geschehene anzunehmen, dass es geschehen war wie einen text, der da ist zu lesen. ich hatte gelernt, nicht falsch nachzufragen, zum beispiel so: warum hast du nichts schreiben können? oder warum zerstörst du die sandburg deiner schwester, wo doch der tag so schön ist und die sonne scheint und wir uns alle so wohl fühlen in diesem urlaub am meer, den wir uns endlich leisten können? warum zerstörst du mein schönes familiengefühl, du kleiner idiot? all das nicht zu fragen, und später dann, erst gar nicht als gedanken zuzulassen, hatte ich verinnerlicht. ich war wohlgesonnen. jedem schüler, der mir, als aushilfslehrer im deutschen zugeteilt worden war. als ich die mehr oder weniger und mit garnichts erkennbaren papiere einsammelte, sah ich einige und alle, die geschrieben und nicht geschrieben hatten, mich ansehen, und weil ich sorgsam und leicht sammelte, ohne bewertung und en passant, und ruhig und bei mir und ziemlich glücklich, verfolgten alle mein sammelsurium auf dem tisch des lehrers wie ein ungeschnürtes paket, abgelegt, für irgendeine bestimmung, ein ziel, das wie auch immer so ist und nicht anders, mit nachrichten, mit leere, mit nichtkönnenweil nichtwollen, mit so vielen nuancen von augenblicken, die festgehalten oder nicht festgehalten werden können, wollen. ich weiss, dass einige der schüler, die als nicht schulgeeignet befunden worden ware, mich in einem ultrakurzen moment mich sehr gemocht haben, um dieses gefühl sehr rasch zu tilgen, weil sie kämpfen müssen ein leben lang und immer wieder den kürzeren ziehen werden. aber sie haben mich gemocht und sie selbst waren für diese zeit mit sich im reinen. ich finde, für einen lehrer, der das lehren nicht gelernt hat, war das eine gute sache. zuhause dann hatte ich keine chance, meiner frau meine erfahrung, diese transzendente erfahrung nahezubringen. es tat mir weh, und das war für mich ein deutlicher grund, mich mit alkohol zu betäuben. natürlich schwelgte ich beim wegdämmern im setting einer meiner deutschunterrichte, liess die gesichter meiner schüler vorübergleiten und befand mich im alkoholbegünstigem glücksgefühl, gut gewesen zu sein, richtig gut, ohne wenn und aber.
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